Unternehmer des Jahres: Dieser Mann verpackt Shakira
Ralf Eigenbrodt ist Unternehmer des Jahres. Er hat schon Kunst und Stars in Kisten gesteckt. Begonnen hat seine Karriere mit einem Mordfall.
Langenfeld. Ralf Eigenbrodt erinnert sich noch genau an den Tag, der sein Leben verändert hat. "Ich fuhr wie fast jeden Morgen am Wohnhaus meines Chefs vorbei, um die Post abzuholen. Als ich die Polizeiabsperrungen sah, wusste ich, dass etwas passiert sein muss." Am 5.November 2000 wurde das Unternehmerehepaar Wolfgang und Bärbel Beckers in seinem Haus ermordet. Als Täter wurden die damals 24 Jahre alte Tochter von Bärbel Beckers und ihr Verlobter zu lebenslanger Haft verurteilt. Motiv: Habgier.
Von jetzt auf gleich war das Langenfelder Unternehmen "Kisten Jansen" mit damals 40 Mitarbeitern ohne Führung. "Die Situation damals war schrecklich. Es gab sonst keine Angehörigen, die man ansprechen konnte. Die Mitarbeiter waren völlig verunsichert, und wir alle mussten den Schock erst einmal verarbeiten", erinnert sich Ralf Eigenbrodt.
Der heute 54-Jährige war damals Prokurist in dem Unternehmen und seit neun Jahren dabei. Mit dem Chef verband ihn eine tiefe Freundschaft. "Die Entscheidung, dass ich Geschäftsführer werde, fiel ganz schnell", sagt er. Entscheidend sei in der Zeit das Vertrauen seiner Belegschaft gewesen. "Da ist keiner einfach gegangen." Heute ist er Inhaber des Unternehmens.
Für Ralf Eigenbrodt war das schon die zweite Entscheidung in seinem Leben, die plötzlich getroffen werden musste. Im Jahr 1973, Eigenbrodt stand vor dem Abschluss seiner Tischlerlehre, verstarb sein erst 54Jahre alter Vater. "Meine Mutter saß mit vier Kindern zu Hause." Gemeinsam mit ihr übernahm er die elterliche Kisten- und Palettenfabrik in Wuppertal.
Die arbeitete damals schon eng mit "Kisten Jansen" zusammen. Als es irgendwann im Familienunternehmen zu eng wurde, "weil zu viel Familie auf zu engem Raum zusammen hing", wechselte er nach Langenfeld.
Ralf Eigenbrodt kann sich vorstellen, dass sein Leben ohne diese dramatischen Weichenstellungen anders verlaufen wäre. "Eigentlich wollte ich Schiffskoch werden", sagt er schmunzelnd. Wer Eigenbrodt dagegen von "seinem" Unternehmen reden hört, weiß: Der Mann ist da, wo er ist, genau richtig.
"Kisten Jansen" verpackt alles - vom Klavier, über Stahlrohre bis hin zu 100-Tonnen-Maschinen - eben alles, was weltweit verschickt werden muss. "Wir produzieren nichts in Serie, fertigen alles individuell an. Und zwar so, dass die Kisten auch Monate auf See oder in Hinterindien stehen können, ohne dass der Inhalt leidet."
Seine Firma hat das Kunstwerk "Affentor" von Jörg Immendorff für eine Ausstellung in Südamerika verpackt. Und eine tonnenschwere Statue der südamerikanischen Sängerin Shakira, die von Neuss aus zu einer kolumbianischen Schule verschifft wurde.
Der Unternehmer-Preis ist für Ralf Eigenbrodt eine überraschende Anerkennung. "Es ist mein erster Preis, ich freue mich sehr", sagt der zweifache Familienvater.