A-cappella-Band "Vive Voce": Da singt die Gans im Glück

Vorweihnachtliche Bescherung im Forum Niederberg: Die A-cappella-Band „Viva Voce“ begeisterte mit einem kontrastreichen Programm — und einem Juwel aus Berlin.

Velbert. „On the Road“ hieß das Programm, mit dem „Viva Voce“ im November 2010 zum ersten Mal in Velbert gastierten. Am Samstag machte sich das junge Vokalensemble erneut auf den Weg ins Forum Niederberg — diesmal, um Weihnachten zu zelebrieren.

Unter dem Titel „Wir schenken uns nix“ präsentierte die fünfköpfige A-cappella-Band einen überraschungsreichen Abend, der auch infolge seiner fließenden Dynamik durchweg unterhaltsam war. Die heterogenen Charaktere bilden auf der Bühne eine (nicht nur gesanglich) homogene Einheit: von Tenor Bastian Hupfer, der nachdrücklich für die Clownerien zuständig ist, über Jörg Schwartzmanns, der als Vokal-Percussionist die „coolste“ Position innehat, bis zu Heiko Benjes, der so tiefenentspannt wirkt wie seine Bassstimme. Letzterer war daher dafür prädestiniert, als Intermezzo im rot-samtenen Märchensessel die amüsante Geschichte „Der doppelte Weihnachtsmann“ von Paul Maar vorzulesen.

Das Quintett besticht mit einem ganz eigenen Profil, das über die Attribute „synchron, sauber, souverän“ weit hinausgeht: Verschmitztes Auftreten paart sich mit harmonisch-anspruchsvoller Vokalkunst, ein durchkomponiertes Set mit Interaktionsfreudigkeit, die auch vor dem Publikum nicht haltmacht.

Wo bei einem Weihnachtsprogramm die Gefahr besteht, die üblichen Verdächtigen aneinanderzureihen, warten Viva Voce mit Einfallsreichtum und Originalität auf: So sind unter anderem „The First Noel“ in der deutschen Übersetzung sowie die Kirchenlieder „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Ich steh an deiner Krippe hier“ zu hören. Die Combo liefert hierbei jedoch keine Parodien ab (die ein Lied möglicherweise verraten), sondern Neuinterpretationen.

Einen bewussten Kontrast setzen ihre Eigenkreationen, die in ironischer Form Themen wie Festessen („Gans im Glück“), Geschenke („Dieses Jahr bin ich der Weihnachtsmann“) oder Tradition („Weihnachten für zwischendurch“) aufgreifen und dabei auch mit gehoben-visuellem Klamauk nicht sparen — von scheinbar zu hart gewaschenen Weihnachtsmützen, unter denen sich leuchtende Tannenbäumchen verstecken, bis zur Cancan-Reihe des Variétes.

Ihr Gesang überzeugt dabei in allen Färbungen. Sie performen nicht nur, sie leben die Songs. Ein Merkmal, das auch die Special Guests dieser Tournee auszeichnet: Caro und Andreas Obieglo, ein junges Duo, das unter dem Namen „Carolin No“ firmiert. Mit Akkordeon und E-Piano und den fünf Barden als Begleitchor präsentierte das berlin-bayerische Ehepaar Ausschnitte aus seinem kürzlich erschienenen Album „Loveland“.

Mit ihren sanften, doch kraftvollen Melodien, ihren tiefgründigen und gleichzeitig so leicht wirkenden Texten sowie einer Stimme, die einen durchströmt und beseelt, sorgten Carolin No für das emotionale Highlight des Abends. Ein Juwel musikalischer Poesie.

Nach zwei Stunden, einem Christmas-Hit-Mix und dem mit allen Akteuren gemeinsam beschließenden Loblied „Zu Bethlehem geboren“, das auch hier behutsam modernisiert daherkam, endete ein Abend, der zwar „Wir schenken uns nix“ hieß, aber ein musikalisches Präsent nach dem anderen aus dem Sack holte. Das Publikum im Forum Niederberg dankte es mit stehenden Ovationen.

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