Ferienaktion: Im Boxclub endlich mal die Faust ballen

Der Velberter Boxclub erklärt 14 Kindern in einer Ferienaktion, was Boxen wirklich ausmacht.

Velbert. Ist Boxen eine grobe Hau-drauf-Sportart und nur etwas für Menschen, die ihre Aggressionen ausleben wollen? Oder gerade das nicht, sondern ein Fitnesssport, der auch Fairness und mentale Stärke vermittelt? Das finden zurzeit 14 Kinder in der Sporthalle Birth heraus — bei einer Ferienaktion des Velberter Boxclubs (VBC).

„Schneller reagieren! Weiter! Nicht vorher aufgeben! Zack! Jawoll!“ Laut und streng im Ton, ohne je bedrohlich zu wirken, motiviert Jugendtrainer Michael Vogel seine Schüler. Er war Berufssoldat in der Nationalen Volksarmee der DDR und dort bis 1989 selbst im Boxsport aktiv. Nach einem Trainerstudium kam er nach Velbert, wo er mit Unterbrechungen seit 1991 in der Jugendabteilung des VBC aktiv und auch als internationaler Kampfrichter tätig ist. „Nur wer diszipliniert ist, lernt auch was“, sagt er.

Zwischen sieben und 13 Jahre alt sind die Kinder in Vogels Truppe, darunter zwei Mädchen: „Ich habe zum Kursbeginn erst einmal das Leistungsvermögen jedes Einzelnen geprüft. Die Teilnehmer sollen ja nicht mit einem blauen Auge nach Hause kommen, sondern Spaß haben.“ Boxkämpfe im Ring wird es erst am Freitag geben, „aber nur mit geraden Schlägen, keinen Haken“, schließlich sei das Kinn der gefährlichste Punkt für einen Knock-Out.

Beim Training hingegen geht es auch ohne Boxhandschuhe zur Sache: Die Kinder lernen die sichere Grundstellung, federnde Schritte und bei Laufspielen mit Bällen und Holzringen, dass Körperkoordination nicht immer von selbst funktioniert. „Linkes Bein vorn! Linkes Bein Mitte! Immer schön zum Gegner gucken!“, kommandiert Vogel.

Zum Abschluss geht es von der Turnhalle in die Trainingsräume des VBC, wo Sandsäcke und Punching-Bälle von der Decke hängen und Michael Vogel dem Nachwuchs mit Klimmzügen an Stahlstangen letzte Kraftreserven entlockt: „Nicht mit den Füßen an der Wand abstützen, oder willst Du nachher tapezieren?“ Nach rund drei Stunden liegen zwar nicht alle auf der Matte, sind aber trotzdem K.o..

Simon (10) hat Muskelkater in den Oberschenkeln, ist aber ansonsten munter: „Ich finde Boxen cool, besonders die Klitschkos. Ich habe zu Hause einen Boxsack und möchte das jetzt richtig ausprobieren“, sagt der Zehnjährige, der auch Trampolin springt und schwimmt.

Soufian (12) konnte schon Erfahrungen im Ring sammeln. Er ist seit zehn Monaten Mitglied im Boxclub und hat nun seinen Bruder Jamin (7) mitgebracht. „Ich habe vorher Kickboxen gemacht, das hat mir aber nicht gefallen“, sagt Soufian. Nun hofft er, vielleicht in einem Jahr seinen ersten richtigen Boxkampf bestreiten zu können.

Schließlich stellt Michael Vogel klar, dass im Sport neben körperlicher Energie auch die Kraft der Gedanken zähle: „Nicht nur Siege, auch Niederlagen machen Euch größer, wenn Ihr Euch von den Niederlagen nicht unterkriegen lasst.“ Die sportliche Karriere von Vitali und Wladimir Klitschko neigt sich dem Ende zu. Der Nachwuchs steht schon bereit — auch wenn er im Moment noch in den Seilen hängt.

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