Früherer Nationalspieler ist heute Experte fürs Nervensystem

Karsten Kohlhaas leitet das Institut für Neurologie und Psychiatrie am St. Elisabeth- Krankenhaus. Als Handballer spielte er in der ersten Liga und bei den Olympischen Spielen.

Neviges. Das Institut für Neurologie und Psychiatrie am St. Elisabeth-Krankenhaus hat einen neuen Leiter: Karsten Kohlhaas, bisher als Oberarzt bei den Helios-Kliniken für die Schlaganfall-Station zuständig, tritt die Nachfolge von Dr. Hans-Joachim Volpert an.

So manchem Sportfan mag der Name bekannt vorkommen — der heute 41-jährige Familienvater stand 97-mal in der Handball-Nationalmannschaft, hat 1993 und 1999 an den Weltmeisterschaften sowie 1996 an der Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in Atlanta teilgenommen.

Für Kohlhaas ist die Neurologie (zu Deutsch die Lehre von den Erkrankungen des Nervensystems) ein ausgesprochen interessantes Fachgebiet, das sich in den vergangenen Jahren — nicht zuletzt wegen der steigenden Zahl neurologischer Erkrankungen im Alter — erheblich verändert hat. In Neviges hat der Essener neben der Institutsleitung auch die Aufgabe, eine Geronto-Neurologie mit 40 Betten aufzubauen:

„Der entsprechende Antrag beim Land läuft“, erläutert Chefarzt Professor Dr. Ingo Füsgen, der gute Chancen für eine Zustimmung sieht. Immerhin gibt es bislang im Kreis Mettmann und in der weiteren Umgebung keine Station, die auf gerontologische Krankheitsbilder wie Schlaganfall, Parkinson oder Demenz spezialisiert ist.

Außerdem möchte Kohlhaas, der auch mit dem Mettmanner Krankenhaus zusammenarbeitet, eine spezielle Schlaganfallstation — eine sogenannte Stroke Unit — mit zwei oder drei Betten aufbauen.

Sein Medizinstudium hat Kohlhaas von 1990 bis 1996 in Essen parallel zur Handballkarriere absolviert, das praktische Jahr anschließend in Köln: „Das erforderte sehr viel Disziplin“, sagt der Ex-Spieler, und sei unter heutigen Bedingungen gar nicht mehr möglich, weil sowohl der Trainingsaufwand wie auch die Anforderungen des Studiums in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen seien.

Für das Olympia-Jahr hatte Kohlhaas immerhin zwei Urlaubssemester eingelegt: „Das ging nicht anders. Wir waren 120 Tage im Jahr mit dem Nationalteam unterwegs“, sagt der ehemalige Handballer, der noch drei Jahre unter Trainer Heiner Brand spielte.

Zurzeit befindet sich der Essener außerdem in der Endphase seiner Promotion: In zwei Monaten will er die Grundlagenarbeit über zerebrale Plastizität — sehr vereinfachend gesagt geht es um die Fähigkeit von Gehirnzellen, Funktionen ausgefallener Zellen zu übernehmen — abgeben.

Die Freizeit, die ihm bleibt, verbringt Kohlhaas am liebsten mit seiner Frau und den sieben und fünf Jahre alten Töchtern oder er entspannt bei einem Buch. Handball spielt der Mediziner, der sich mit Tennis, Waldläufen und Fußball fit hält, nicht mehr, verfolgt aber Spiele und pflegt die Freundschaft mit einigen Freunden aus der aktiven Zeit.

Die Chancen, dass der Handball Kohlhaas künftig wieder mehr beschäftigt, stehen aber nicht schlecht: „Meine Älteste hat vor drei Monaten damit angefangen . . .“

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