„Hilfe für Kinder“ braucht Hilfe

Der Verein, der sich um Kinder mit seelischen Problemen kümmert, muss sein Diagnose- und Therapiezentrum aus Kostengründen aufgeben.

Velbert. Dr. Hannelore Aretz schaut nach vorne. Die Hautärztin ist keine Frau, die bei noch so großen Hemmnissen Ziele aus dem Auge verliert oder Prinzipien aufgibt. Doch nun muss die Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins „Hilfe für Kinder“ die Reißleine ziehen. Die Arbeit des Vereins, der sich um Diagnose und Therapie von Kindern mit seelischen Problemen kümmert, muss neu geordnet werden. Aretz: „Wir führen die Arbeit auf jeden Fall weiter.“

Im Januar 2011 hatte die WZ zum ersten Mal über die Probleme berichtet. Der Grundtenor damals: Die Stadt Velbert halte Zusagen nicht ein. Zur Erinnerung: Seit 2008 hat der Verein an der Robert-Bosch-Straße ein Diagnose- und Therapiezentrum betrieben. Mit der Stadt wurde eine zweijährige Pilotphase vereinbart. Dazu gehörte auch eine wissenschaftliche Begleitung der Arbeit durch die Uni Wuppertal, die diese ausdrücklich lobte. Nach der Probezeit sollte die Stadt Kosten nach Einzelfallabrechungen übernehmen. Doch dieses Geld blieb aus. Auch dem Wunsch des Vereins, zwei garantierte Fälle im Monat finanziert zu bekommen, entsprach die Stadt nicht, sagt Aretz.

2011 und 2012 hat der Verein in seinem Zentrum mit fest angestellten Psychologen trotz ausbleibender Mittel weitergearbeitet. „Jetzt geht es aber nicht mehr so weiter“, sagt die Vorsitzende, die den sechsstelligen Finanzaufwand aus Spenden finanziert hat. Konnte der Verein die Räume des Klinikums bislang kostenlos nutzen, soll er jetzt eine Miete zahlen. Aretz: „Dafür möchte ich aber die Spenden nicht einsetzen.“

Im Gespräch mit der WZ sieht die Ärztin einen Spagat: „Auf der einen Seite haben wir das Gefühl, in Velbert nicht gewollt zu sein, auf der anderen haben wir die Gewissheit, gebraucht zu werden.“ Immer wieder bekomme sie Rückmeldungen aus Kindergärten, Schulen und Familien, wie wichtig die Arbeit sei. „Und wir wollen sie auch weiterführen.“ 80 000 bis 100 000 Euro veranschlagt sie dafür — wiederum aus Sponsoren-Geldern finanziert.

„Im Sinne und im Stil der Therapieeinrichtung wollen wir die Arbeit mit freien Mitarbeitern fortführen“, hat Hannelore Aretz ihren Mitgliedern und Freunden in einem Schreiben mitgeteilt. Auch diese Arbeit soll dann wieder aus Spenden finanziert werden. Mit dem Diplom-Psychologen Dr. Fritz Pellander steht auch eine bewährte Kraft zur Verfügung.

Darüber hinaus sucht der Verein Partner, mit denen er kooperieren kann. Eine Kinder-Ambulanz aus der Landeshauptstadt hat unter anderem Interesse bekundet. Auch mit anderen Städten im Kreis Mettmann habe der Verein gute Erfahrungen gemacht — wie in Wülfrath oder in Langenfeld. „Im Moment habe wir keine feste Anlaufstelle. So etwas bräuchten wir schon“, sagt Hannelore Aretz. Die Kombination aus Diagnosezentrum und der Kinderklinik nebenan „war schon sehr gut“. Doch das ist erst einmal Geschichte.

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