Kunstkaufhaus ist eröffnet

Nach ersten Umbauten ist der Startschuss für das Langenberger Projekt gefallen. Nun sind Kreativität und Käufer gefragt.

Langenberg. Sucht man im Internet die „Wiemerstraße 3 in Velbert“, wird dem Nutzer „Aldi (Nord)“ angezeigt. Das dürfte sich in Kürze ändern. Denn seit Freitag hat in den Räumen des ehemaligen Supermarkts das „AlldieKunst-Kaufhaus“ geöffnet. Im Rahmen des Langenberger Kerzenzaubers stellte sich das Projekt des Vereins Kunsthaus Langenberg erstmals vor.

Die Ausgangslage vor sieben Monaten war bescheiden, betont der Langenberger Künstler Norbert Bauer: „Ein orthopäden-beiger Fußboden, neutrales Weiß der Wände. Da war erst mal nichts, und aus nichts kann man viel machen.“ Und so finden die Besucher jetzt eine Eine 600 Quadratmeter große Ausstellungshalle sowie eine 200 Quadratmeter große, abgetrennte Lounge mit Theke, Parkbänken und Verkaufsraum. Es sei ein Angebot „für alle, die das Abgehobene der Galerien nicht mögen“, sagt der 61-Jährige.

Karl-Wilhelm Wilkesmann, Vorsitzender des Vereins Kunsthaus Langenberg

Das spiegelte sich auch in den kulinarischen Offerten des Eröffnungsabends wider: Grünkohl und Pils aus der Flasche. Das Kunstkaufhaus versteht sich als künstlerische Probenbühne, besonders für Experimentelles. Das verdeutlichten Studierende der Essener Folkwang-Universität mit einer raumgreifenden Videoinstallation sowie Automaten, mit denen der Besucher selbst Kunst erzeugen kann, wie der Spielautomat „Getaway“: Über Pfeile werden per Joystick Wege gezeichnet, die ein Muster ergeben; für einen Euro lässt sich das selbst kreierte Bild ausdrucken.

„Hier wird Kunst nicht nur konsumiert, hier kann man Einfluss nehmen“, bekräftigt Karl-Wilhelm Wilkesmann das Konzept des Hauses. „Es ist ein volksnaher Ort“, sagt Kunstprofessor Claudius Lazzeroni: „Hier können meine Studenten Projekte ausprobieren.“ Die Folkwang-Schüler werden regelmäßig ausstellen, im Schaufenster stehen käufliche Objekte. Außerdem soll es Workshops für Kinder geben. Auch internationale Künstler sollen gewonnen werden: „Sie werden Editionen gestalten, die unter 100 Euro liegen.“

Dieses Forum sei „eine Chance, das Sammeln zu demokratisieren“, sagt Udo Vogt vom Verein Kunsthaus Langenberg. „Während der Markt die Kunst in gigantische Preishöhen treibt, wollen wir Bürgern ermöglichen, sich eine Sammlung aufzubauen.“ „Aber“, appellierte Norbert Bauer in seiner Eröffnungsrede an die Besucher, „ohne Sie ist das Ding in einem halben Jahr wieder zu. Alle sollen sich einfinden. Wir wollen auch Programmkino anbieten, Jazzkonzerte und Literatur; ein Autor wird ein- bis zweimal im Monat aus dem Fenster zu uns sprechen.“ Denn zur Trennung zwischen Lounge und Ausstellungshalle wurde eine Fassade eingezogen — mit Fenstern und Regalen, die bestückt sind mit modellierten Köpfen, Büchern und Grafiken.

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