Stadtgeschichte: Magnus Heimannsberg hat den Nazis die Gefolgschaft verweigert

Der Nevigeser Magnus Heimannsberg machte in den 1920er-Jahren als Polizist Karriere und geriet in den Strudel des Hitler-Regimes. Henri Schmidt hat seine Geschichte erforscht.

Neviges. Berlin Ende der 1920er-Jahre. Unruhe auf den Straßen. Wirtschaftliche Missstände und Wankelmut der Politiker zu Zeiten der Weimarer Republik führten zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Mittendrin und verantwortlich für die Sicherheit in der Hauptstadt war damals ein Nevigeser: Magnus Heimannsberg, geboren 1881. Henri Schmidt, der die Velberter Polizeigeschichte ab 1914 erforscht, hat den Bäckerssohn bei Recherchen „ausgegraben“ und erzählt die Geschichte des Polizisten.

Aufgewachsen in Neviges besuchte Heimannsberg die Volksschule und absolvierte eine Lehre in der elterlichen Bäckerei. 1899 meldete er sich zum Militär, kam nach Potsdam und Deutz. Weil er vom Pferd stürzte und sich verletzte, konnte er den Militärdienst nicht beenden.

Darauf kehrte er zurück und begann seine Polizeikarriere als Schutzmann. Der Wechsel vom Militär- in den Polizeidienst war nicht unüblich, sagt Henri Schmidt. Der Kasernenhofton der ehemaligen Soldaten habe aber nicht gerade für eine Entspannung im Verhältnis zwischen Beamten und Bürgern gesorgt.

Zeitweilig arbeitete Heimannsberg in Neviges. Dort heiratete er 1910 Maria Adelheid Reinike. Schnell wurde Heimannsberg Polizeimajor und nach Berlin abgeordnet. Ab Juli 1922 leitete er als Kommandeur die Schutzpolizei in Potsdam, fünf Jahre später übernahm er den gleichen Posten in der Hauptstadt.

Dort herrschte teilweise Chaos: Die politische Situation förderte die Eskalation auf der Straße. Befehlshaber Heimannsberg stand im Mittelpunkt. Als die Nationalsozialisten ihren Aufschwung erlebten, forderten sie seine Ablösung.

Durch einen Staatsstreich wurden die Führungskräfte im Polizeidienst kurzerhand ausgetauscht. Im Juli 1932 wurde Heimannsberg wegen „des Verdachtes einer Zuwiderhandlung gegen die Verordnung des Reichspräsidenten“ verhaftet.

Er reichte im Oktober seinen Rücktritt vom Polizeidienst ein und wurde zum Jahresende entlassen. Weil sich Heimannsberg der Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten vergeweigert hatte, wurde er mehrmals angezeigt. Alle Anklagen wurden vom Gericht eingestellt.

Aufgrund weiterer Verhaftungen, speziell nach dem Hitler-Attentat 1944, lebte er zeitweilig unter falschem Namen. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten ihn die Alliierten schließlich als Inspektor von Limburg/Lahn ein, wo er bis 1948 arbeitete. Am 10. Mai 1962 starb Heimannsberg. Beerdigt wurde er auf dem katholischen Friedhof in Neviges.

„In Neviges ist die Erinnerung an Heimannsberg größtenteils verloren gegangen, obwohl er sich beachtenswert und vorbildlich verhalten hat“, sagt Henri Schmidt. Das Grab des Polizisten gebe es sogar noch.

Damit Heimannsberg nicht völlig in Vergessenheit gerät, bemüht sich Schmidt momentan mit dem Bergischen Geschichtsverein darum, seine Grabstätte vor der bevorstehenden Einebnung zu bewahren.

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