Übergangswohnheim saniert: Schluss mit Schimmel und Enge

Der erste Teil des Übergangswohnheimsan der Talstraße ist saniert. So gibt es jetzt Bäder auf allen Etagen, die Küchen wurden erneuert.

Velbert. Javad Kasemi steht im Flur und zeigt auf die Eingangstüre hinter sich. „Das ist jetzt unsere neue Wohnung, darauf wollen wir gut aufpassen“, sagt der 31-Jährige, der vor zwei Jahren mit seiner Familie aus Afghanistan nach Deutschland gekommen ist. Seine Augen glänzen vor Freude. Zum ersten Mal seit Jahren hat Kasemi das Gefühl, ein Zuhause zu haben. Aus Afghanistan, sagt sein zehnjähriger Sohn Ali, sei die Familie vor dem Krieg geflohen. „Es war gefährlich, ständig haben wir Schüsse gehört, dort waren viele Kämpfer der Taliban“, berichtet Ali.

Als sie in Velbert ankamen, wurden die Kasemis mit einer weiteren Familie, den Ahmadis, an der Talstraße in Gemeinschaftsräumen untergebracht. Seit dem 17. Juli ist das anders: An diesem Tag sind die beiden Familien mit vielen anderen der insgesamt 180 Flüchtlinge, die in Velbert leben, in das erste fertig sanierte Gebäude umgezogen — in abgeschlossene Wohnungen. „Jetzt ist es viel besser. Vor allem gibt es keine Probleme mehr mit den Duschen“, sagt Javad Kasemi.

Die Probleme waren seit Jahren bekannt: Im alten Gebäude lagen die Gruppenduschen im Keller, durch kaputte Fenster und Türen zog der Wind. Das und der Schimmel führten zu Erkrankungen. Morgens, sagt Kasemi, hätten die Kinder nicht rechtzeitig zur Schule gehen können, weil sie warten mussten, bis sie unter die Dusche gehen konnten.

Nun haben die Bewohner eigene Badezimmer. Durch die energetische Sanierung von Fenstern und Wänden spart die Stadt Energiekosten. Finanziert wird die insgesamt 1,9 Millionen Euro teure Renovierung der Häuser an der Talstraße durch den Verkauf von Flächen in Birth, auf denen ebenfalls Übergangsheime stehen. Abnehmer ist die Velberter Wohnungsbaugesellschaft.

Nicht nur die Bewohner sind froh über die Kernsanierung, sondern auch die Mitglieder der Stadtverwaltung. „Nach sechs, sieben Jahren der Debatten im Stadtrat konnten wir den Knoten durchschlagen“, sagt Bürgermeister Stefan Freitag. „Wir wollen hier eine andere Atmosphäre schaffen als zuletzt“, bekräftigt Astrid Weber vom Bürgerbüro, die für das Konzept der Unterbringung verantwortlich ist.

Wichtiger Bestandteil ist die feste Eingliederung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in das Heim. Zwei Awo-Mitarbeiter haben einen Gruppen- und einen Büroraum zur Verfügung. Dienstags von 10 bis 12 Uhr gibt es eine Sprechstunde, ansonsten wird nach Termin beraten. Meistens geht es um Aufenthaltsfragen, Kindergartenplätze, Sprachkurse oder Freizeitangebote — schließlich dürfen Asylbewerber zurzeit zwölf Monate lang erst einmal nicht arbeiten gehen. Eine lange Zeit, die die Menschen zumeist im Übergangsheim verbringen.

Die Sanierung der beiden anderen Häuser wird im Januar 2013 abgeschlossen sein.

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