Verfall und Bedeutung der Schloss-Kasematten

Forscher Jürgen Zeune hebt erneut Bedeutung der Schloss-Kasematten hervor.

Neviges. Sie waren bisher eher ein Nebenaspekt im Ensemble Schloss Hardenberg: Seit vergangener Woche stehen die Wehranlagen der alten Wasserburg im Mittelpunkt der Untersuchungen von Burgenforscher Jürgen Zeune. Der Fachmann aus dem Allgäu unterstreicht den historischen Wert: „Die Wehrgänge sind einzigartig. Ich kenne keine andere Anlage dieser Größe und Qualität. Sie ist ein Kleinod, das mindestens genauso bedeutend ist wie das Herrenhaus, wenn nicht sogar bedeutender.“ Der aktuelle Zustand stehe dazu leider in keinem Verhältnis, es sei allerdings verständlich, dass der Fokus bisher auf dem Gebäude und nicht auf den im Erdreich verborgenen Kasematten lag.

Zwei Zugänge geben derzeit den Weg frei in die Unterwelt: Am nordöstlichen Turm wurde der Aufgang von den Gängen auf die Wallanlage freigelegt, an der Nordseite ein Eingang entdeckt, der genau zu einer Tür im gegenüberliegenden Mauerwerk des Herrenhauses passt.

Nach der archäologischen Untersuchung und der aufwendigen Vermessung, die Technische Betriebe (TBV) und Landschaftsverband Rheinland (LVR) gemeinsam ausführten, stehen in dieser Woche Bauforschung und Schadenskartierung an. Während Wehrgänge und Türme etwa aus dem Jahr 1500 datieren, erfolgte der Umbau zur Wallbefestigung wohl im 17. Jahrhundert, meint Zeune: „Das ist eine der Fragen, die wir gerade diskutieren“, sagt der Burgenfachmann, der die Anlage mit Kristin Dohmen vom LVR-Referat Bauforschung und dem städtischen Denkmalschützer Rainer Helfers inspiziert. Die Besitzer der Burg hätten ein sehr aufwendiges Befestigungssystem geschaffen, aber insbesondere die Türme wurden in der Vergangenheit mehrfach massiv umgebaut: „Allein seit dem 19. Jahrhundert lassen sich fünf verschiedene Mörtel nachweisen.“

Für Zeune steht außer Frage, dass die Wehranlagen wegen ihrer Einmaligkeit und historischen Bedeutung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Vor allem müsse aber der weitere Verfall gestoppt werden, denn obwohl die Wehrgänge statisch sehr gut in Schuss sein sollen, sind im Laufe der Zeit doch erhebliche Schäden entstanden. Eine der schlimmsten Sünden der Vergangenheit sei etwa der Bewuchs mit tief wurzelnden Bäumen gewesen, deren Wurzelwerk sich in die Mauern bohrte — gut zu erkennen im Bereich des südwestlichen Turms. Besonders Schaden genommen haben zum Beispiel die Außenschalen, deren marodes Mauerwerk möglichst schnell stabilisiert werden sollte: „Je länger man mit der Sanierung wartet, desto aufwendiger und teurer wird es“, sagt der Burgenspezialist.

Anfang des Jahres soll Zeunes Gutachten mit konkreten Vorschlägen zu Sicherung der Wehranlagen, Stopp des Verfalls und Sanierung vorliegen.

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