Verschlossene Bergwerke

Historie: Bis 1940 wurde im Norden des Kreises Erz abgebaut. Der Clemensstollen ist seit 1916 geschlossen.

Kreis Mettmann. Wer von Bergbau spricht, denkt in der Regel an die Kohlenzechen im Ruhrgebiet. Was den Kumpels an Rhein und Ruhr die Kohle war, war in der Region, vor allem im Norden des Kreises Mettmann, das Erz. So wurden in Velbert erst 1940 am Kuhlendahl die Schürfarbeiten eingestellt. Lokale Orts- oder Straßennamen wie Silberberg oder Bleiberg erinnern aber heute noch daran.

Erste Station auf der Suche nach sichtbaren Zeugnissen des Bergbaus ist der Velberter Stadtteil Neviges, einst Sitz der Herrschaft Hardenberg. Zu deren Rechten gehörte das Verfügungsrecht über ungehobene Bodenschätze.


Eines der ältesten Dokumente, die die Fördertätigkeit belegen, datiert vom 10. Mai 1491, als Margret von Bernsau ihrer Tochter Elsbeth die relativ hohe Leibrente von 32 Talern, zahlbar "aus ihren Renten von dem Bleiberg in der Herrlichkeit Hardenberg" überschrieb.

Gefördert wurde ein sehr reiner Bleiglanz, und das mit wirtschaftlichem Erfolg, wie auch eine Stiftung von zwölf Bleigräbern an die Kirche zu Langenberg im Jahre 1508 zeigt.

Der Erzabbau am Bleiberg auf dem Gelände der heutigen Diakonie Bleibergquelle wurde mit Unterbrechungen bis ins Jahr 1900 fortgesetzt, zuletzt von der Gewerkschaft Prinz Wilhelm.

Diese hatte einige Jahre zuvor mit der Gewerkschaft Glückauf fusioniert, die 1889 in Sichtweite des Schlosses den Clemensstollen und den Tiefbau Hohmannsburg eröffnet hatte - eine der Gruben, deren Reste heute noch zu finden sind. Nur elf Jahre lang wurde hier Zinkblende abgebaut.

Kriegsbedingt 1914 noch einmal geöffnet, wurde der Stollen 1916 endgültig geschlossen. Dem bachlaufähnlichen Geländeeinschnitt gegenüber Schloß Hardenberg folgend, ist Sebastian Hoguth beim Wandern mit Sohn Paul auf eine Mauer gestoßen - das Mundloch des Clemensstollens.

Ein V-förmiger Einschnitt in der Mitte der Mauer lässt erkennen, wo sich einst der segmentförmige Motivstein mit gekreuztem Hammer und Schlägel befand. Der Eingang ist verschlossen, im unteren Bereich mit einem Bruchsteinsockel aus der Zeit der Stilllegung, darüber ein Betonpfropfen.

Der gemauerte Stollen, der hinter der Ziegelwand in den Berg läuft, ist in der Vergangenheit mehrfach eingestürzt: "Die Decke des Ganges wurde daher ebenfalls mit Beton versiegelt, damit nicht spielende Kinder darin verunglücken", erläutert Heinrich Tinnes. Der 81-Jährige wohnt nur einen Steinwurf vom Stollen entfernt und wurde im Schloß Hardenberg geboren. Sein Vater war Forstverwalter des letzten Besitzers, Graf Ansembourg.

Einzige Öffnung in der Betondecke ist ein faustgroßes Loch, durch das Sebastian Hoguth nun mit Hilfe eines Kaminspiegels einen Blick ins Innere erhaschen kann. Ein unerwartetes Ergebnis erzielt die Kamera, die gerade durch das Loch passt.

Ein paar blind geschossene Bilder am ausgestreckten Arm zeigen einen gemauerten Gang, der nach zig Metern im Dunkel verschwindet. Am Boden steht Wasser - das Schloß sei eine Zeit lang mit Wasser aus dem Stollen versorgt worden, weiß Tinnes zu berichten.

Der Nevigeser erinnert sich auch noch gut an den etwa 20Meter tiefen Förderschacht Hohmannsburg, der rund 100Meter vom Mundloch entfernt über dem Stollen stand. Hinter dem Mundloch führt uns der Weg quer durch den Wald bergan. Terrassenförmige Plateaus lassen erahnen, wo einst der Abraum - allein in den ersten fünf Jahren 5500 Kubikmeter - aufgeschüttet wurde.

Dann taucht zwischen den Bäumen der erste von einem halben Dutzend Einsturztrichtern auf, acht Meter im Durchmesser und bald vier Meter tief: Der Bergmann spricht von Pingen, Stellen, an denen der darunterliegende Stollen oder Schacht eingestürzt ist. Welche Pingen dem ehemaligen Förderschacht oder dem ebenfalls noch in alten Karten verzeichneten Wetterschacht zuzuordnen ist, bleibt allerdings offen.

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