Weihnachtsbäume: Zehn Jahre bis zur Perfektion

Ein Christbaum benötigt viel Zeit — zum Wachsen und beim Aussuchen. Diese und andere Erkenntnisse bringt ein Besuch beim Experten.

Kreis Mettmann. Ganz gerade ist sie gewachsen, knapp zwei Meter hoch, so dass sie in jedes Wohnzimmer passt. Die Spitze ist nicht zu lang, keine lichten Stellen sind zu erkennen, und die Nadeln leuchten in einheitlichem, dunklem Grün. Stolz präsentiert Ferdi Wirtz die Nordmann-Tanne. „So muss ein Weihnachtsbaum aussehen“, sagt der Landwirt. Er muss es wissen, denn die Bäume, die er auf seinem Hof in Hilden verkauft, hat er fast alle selbst angebaut.

„Ein paar habe ich bei meinem Onkel im Sauerland geholt“, sagt er. Dort werden die meisten Weihnachtsbäume in Deutschland angebaut. Wirtz’ eigene Anbaufläche ist 30 000 Quadratmeter groß. Aber es dauert immerhin neun bis zehn Jahre, bis ein Baum die Größe von 1,50 bis zwei Meter erreicht hat. Natürlich verkauft Wirtz auch kleine Exemplare, etwa ab 80 Zentimeter. „Die passen dann bei der Oma auf den Tisch“, sagt er.

Eigentlich sei es aber eine Schande, die Bäume so klein schon zu schlagen. „Es ist eine Kunst, in vielen Jahren an den Bäumen vorbeizugehen und sie noch stehenzulassen“, sagt Wirtz. „Die acht bis neun Meter großen Exemplare gehen an Altenheime oder stehen vor dem Neanderthal Museum.“

700 bis 800 Bäume verkauft er pro Saison. Die schönsten Bäume kosten bei ihm bis zu 50 Euro, lichtere Exemplare oder Bäume mit kleinen Schönheitsfehlern sind aber auch schon für 20 Euro zu haben. „Leute, die noch echte Kerzen verwenden, brauchen auch einen lichteren Baum, damit genug Platz zwischen den Ästen ist“, erklärt Wirtz.

Doch die Konkurrenz der Supermärkte und Gartencenter werde immer stärker. Und das, obwohl deren Bäume nicht unbedingt günstiger sind: Im Erkrather Gartencenter Wächter kostet die Nordmann-Tanne knapp 40 Euro — dort kann sie aber sogar im Internet bestellt werden. Der Baum wird dann nach Hause geliefert.

„Das Angebot wird gut angenommen“, sagt Chef Gerd Wächter. Im letzten Jahr hat er den Online-Verkauf eingeführt. „Mehrere hundert Bäume haben wir so verkauft.“

Bequem ist das allemal — romantisch aber weniger. Denn in vielen Familien ist der Kauf der wichtigsten aller Weihnachtsdekorationen noch ein großes Ereignis. „Viele kommen im familiären Kreis zum Baumkauf“, sagt Brigitte Avesing, Mitarbeiterin des Gartencenters. „Manche als Paar, einige auch mit Kindern.“

Besonders gut komme daher auch der jährliche „Tannenbaum-Tag“ an, der am kommenden Sonntag wieder ansteht. „Dann gibt es Glühwein und Ponyreiten und ein besonderes Angebot bei den Nordmann-Tannen“, verspricht Avesing.

Auch bei Ferdi Wirtz gerät so ein Baumkauf gerne mal zum Tagesausflug, besonders an den Wochenenden. „Die Männer suchen dann den Baum aus, Frauen und Kinder schauen sich bei unseren Tieren um“, sagt er.

Einige Kunden hätten sich schon vor Wochen ihr Exemplar ausgesucht und reserviert. „Die meinen, bis Weihnachten gibt es nichts mehr“, vermutet der Landwirt. Dabei gingen ihm als Anbauer nie die Bäume aus.

Ganz anders sieht es beim Weihnachtsbaumverkauf in Ratingen aus: Dort bietet Ulrich Becker auf dem Trinkgut-Parkplatz an der Kölner Straße Christbäume aus dem Sauerland an — aber nur, solange der Vorrat reicht. „Es kommt vor, dass wir ein bis zwei Tage vor Weihnachten ausverkauft sind“, sagt Becker.

Die Zwei-Meter-Nordmanntanne kostet bei ihm zwischen 34 und 38 Euro, die Edeltanne liegt zwischen 22 und 27 Euro. Der Verkauf startet erst am Freitag, damit die rund 500 Bäume möglichst frisch sind. „Wir bekommen auch nur eine Lieferung“, sagt Becker.

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