Wilder Westen mitten in Haan

80 Cowboys aus ganz Europa trafen sich am Wochenende auf der Quarter Horse Ranch.

Haan. Der wilde Westen fängt gleich hinter Haan an — zumindest ein verlängertes Wochenende lang. Denn für ihr alljährliches Treffen rund um den Tag der deutschen Einheit hatten sich die Cowboys diesmal auf der Quarter Horse Ranch ein Camp gebaut.

Etwa 80 begeisterte Cowboys aus ganz Europa versammelten sich im Namen des Dachverbandes OTCA (Oregon-California Trails Association), ließen glorreiche Wildwest-Zeiten anno 1865 hochleben und träumten von den Weiten der Prärie. „Vom Mauerer bis zum Direktor ist bei uns alles dabei“, beschrieb es Norbert Kaldemorgen. Der leidenschaftliche Reiter ist seit sechs Jahren Mitglied dieser verschworenen Gemeinschaft.

Kurz bevor der echte Cowboy die Herde auf saftige Wiesen trieb, fanden sich die Jungs auf den Ranches ein. „Frauen waren nicht dabei.“ Auch jetzt im Haan-Camp sind sie Mangelware. „In anderen Vereinigungen gibt es noch viel mehr Verrückte als uns“, grinste Hampes. Vom Cowboy-Hut bis zu den entsprechenden Boots hatte der Hesse, der sein geregeltes Leben mit bürgerlichem Namen für ein Wochenende gerne an den Nagel hängte, sich wie alle seine Mitstreiter in ein überaus authentisches Outfit gehüllt. „Ich habe einen reichen Städter überfallen, um ihm seine eleganten Hosen und die Weste zu klauen“, blieb er bestens gelaunt in seiner Rolle. Als Schutz vor Verletzungen hatte er sein properes Ensemble aus kleinkarriertem Wollstoff um robuste Lederschützer um die Handgelenke ergänzt. „Die braucht ein Cowboy bei der Arbeit mit dem Lasso“, erklärte er. Ebenso wie die kniehohen Boots und sogenannten Chaps unabdingbar waren.

„Cowboys waren keine reichen Männer“, sagte Norbert Kaldemorgen. „Sie hatten nur das, was sich auf dem Pferd transportieren ließ, also in die Satteltaschen passte.“ Und dazu gehörte eigentlich immer eine gute Flasche Whiskey, Bourbon selbstverständlich, und natürlich selbst gebrannt. Mit lustigen Beschäftigungen wie Hufeisen- oder Messerwerfen vertrieben sich diese ganzen Kerle die Zeit.

„Normalerweise würden wir jetzt um das Lagerfeuer sitzen und uns Geschichten erzählen“, so Kaldemorgen. Da es aber teils wie aus Eimern schüttete, war einer der bevorzugten Plätze der Saloon. Ausgestattet mit hölzernem Glücksrad und einem Eiswagen wurde dort gepokert und erzählt.

Für besonderes Flair sorgte ein Bild des damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Rutherford B. Hayes. Er wurde am 5. März 1877 als 19. Präsident vereidigt.

Als „tolle Kameradschaft“, „lustigen Spaß“ und „Wir sehen uns wirklich nur zu diesen Cowboy-Festspielen“, sagten die Teilnehmer. „Da sind wir wieder Kinder“, sprach Norbert Kaldemorgen vielen aus der Seele.

Dass das Wetter eher bescheiden war, störte keinen. Schließlich wurden die Rindertreiber einst auch von Schnee und Tiefsttemperaturen überrascht. Übrigens schliefen auch jetzt die Haaner Cowboys in ihren Zelten unter Baumwollplanen. Nur beim Essen wurde improvisiert: Normalerweise sollte es Traditionelles wie Chili, über offenem Feuer geröstete Steaks und Rippchen geben. Damals wäre ein ausrangierter, alter Cowboy — „Die wurden ja nicht älter als 30“ — dafür zuständig gewesen. „Nun serviere ich Gulasch, Rotkohl und Klöße“, sagte Kaldemorgen.

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