Wohin mit den Rauchern?

Wirte sehen durch ein komplettes Rauchverbot ihre Existenz gefährdet, Ordnungsämter erwarten Ärger wegen „Straßenrauchens“.

Kreis Mettmann. Umsatzeinbußen, Stammgäste, die nicht mehr kommen, Beschwerden von Anwohnern über die „Freiluftraucher“ — die Wirte und Gastronomen von Eckkneipen und Raucherclubs befürchten Ärger und Probleme, wenn die Landesregierung ein absolutes Rauchverbot in allen Gaststätten durchsetzt. Manche kleine Kneipe werde diese Verschärfung nicht überstehen und schließen müssen, sind sich Fachleute sicher.

In der Monheimer Kultkneipe „Spielmann“ wird und wurde schon immer geraucht. Eine Kneipe ohne Aschenbecher könnte sich Wirtin Christa Deutz nicht vorstellen. Die Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes wäre für sie „eine Bevormundung des Bürgers“. „Wir haben hier mehr als 80 Prozent Raucher. Von den Nichtrauchern hat sich noch nie einer beschwert, dass es zu verraucht sei“, sagt Deutz. „Und wenn die das stört, dann haben sie doch auch die Möglichkeit, in eine Nichtraucherkneipe zu gehen.“

Viele ihrer Gäste, sagt die Wirtin, kämen gerade zu ihr in den „Spielmann“, weil sie zu Hause nicht rauchen wollen. „Viele nehmen zu Hause Rücksicht auf die Kinder und rauchen draußen oder gar nicht. Da wollen sie aber nicht auch noch in der Kneipe Rücksicht nehmen.“ Weil in ihrer Kneipe kein Essen serviert wird, könne sie nicht nachvollziehen, dass sich jemand vom Passivqualm gestört fühle.

In dem kleinen Café, das an den „Spielmann“ grenzt und das seit kurzem ebenfalls von Christa Deutz und ihrem Sohn betrieben wird, herrscht hingegen striktes Rauchverbot. „Hier kommen ja auch Familien mit ihren Kindern hin. Aber im ,Spielmann’ ist der Eintritt ja erst ab 18. Da müsste eigentlich jeder selbst wissen, was er tun will und was nicht.“ Und wenn im „Spielmann“ dann doch mal jemand durchatmen möchte, gibt es noch einen Nichtraucherraum. Der sei allerdings immer leer, so Christa Deutz.

Das Mettmanner Ordnungsamt kontrolliert immer wieder, ob das Nichtraucherschutzgesetz eingehalten wird. Im vergangenen Jahr habe es einige Anzeigen von Bürgern gegeben, die sich über verqualmte Kneipen beschwerten. „In den meisten Fällen konnten wir aber nichts feststellen“, sagt Ordnungsamtsleiterin Kirsten Kaufung. Die Nichtraucherin befürchtet, dass mit der Verschärfung des Rauchverbots neue Klagen auf die Ordnungsbehörden zukommen, wenn nämlich die Raucher in den Abendstunden vor den Kneipentüren stehen und sich Anwohner durch die Gespräche gestört fühlen.

Eine Anzeige pro Woche gebe es in Ratingen, sagt Amtsleiterin Barbara Arndt. Im Rahmen der „vorhandenen Personalressourcen“ würden auch Kontrollen durchgeführt. Bei Verstößen werden Bußgelder verhängt — bis zu 300 Euro. Arndt: „Das muss schon spürbar sein.“

Thomas Hampe, Inhaber der Ratinger Musikkneipe „Toms on the Rocks“, fürchtet Umsatzeinbußen durch ausbleibende Gäste. „Im Winter wird es ungemütlich vor der Tür, im Sommer stehen dann alle draußen — und das gibt neuen Ärger mit den Anwohnern. Drinnen nicht rauchen, draußen nicht stehen — was sollen die Leute machen?“ Hampe glaubt, dass die Umsetzung eines strikten Rauchverbotes für viele kleine Kneipen das Ende bedeuten werde. Beschwerden von Gästen habe es im „Toms“ übrigens noch nie gegeben: Die Leute wissen, dass darin geraucht wird. Anders in seinem anderen Lokal in Homberg. Dort werde gegessen — also auch nicht geraucht.

Hampe bezweifelt zudem, dass die Ordnungsbehörden ein Verbot ausreichend kontrollieren können. „Und wenn sich dann einige Kneipen nicht daran halten, laufen die Gäste dorthin.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort