Am 3. April wird in Rohdenhaus der letzte Gottesdienst gefeiert

Die Zentralisierung der evangelischen Kirchengemeinde auf die Stadtmitte weckt weiterhin Emotionen.

Wülfrath. Trauer, Enttäuschung, Wut und auch ein bisschen Hoffnung kennzeichneten die Stimmung, als das Presbyterium im Dezember 2009 auf der Gemeindeversammlung den folgenschweren Beschluss darlegte, die evangelischen Gemeindezentren Ellenbeek, Rohdenhaus und Süd (Kastanienallee) aus finanziellen Gründen zu schließen. Etwas mehr als ein Jahr später traf sich die Gemeinde jetzt wieder zur jährlichen Versammlung, um die aktuelle Situation zu besprechen. Resignation und teilweise Akzeptanz, so kann man die Stimmungslage jetzt beschrieben.

Nach den Sommerferien im vergangenen Jahr sind die Kirche Rohdenhaus, das Gemeindezentrum Süd und das Gemeindezentrum Ellenbeek für alle Kreise und Gruppen geschlossen worden. In der Kirche in Rohdenhaus und im Gemeindezentrum Ellenbeek sind nur noch monatliche Gottesdienste vorgesehen, bis das Landeskirchenamt die Entwidmungen genehmigt. Das Gemeindezentrum Süd ist bereits am Erntedankfest 2010 entwidmet worden. Für Rohdenhaus wurde die Entwidmung inzwischen rückwirkend zum 1. Januar erteilt. Der letzte Gottesdienst wird dort am 3. April stattfinden. Die Gemeinde strebt einen Verkauf des Kirchengrundstücks an.

„Den Gruppen und Kreisen konnte zu gewohnten Terminen im Gemeindehaus am Pütt ein Raum angeboten werden. Sie finden hoffentlich bald hier eine neue Heimat“, sagte Presbyteriumsvorsitzender Bernd Jost.

Christel Cichy hat sich inzwischen an die neue Aufteilung gewöhnt, denkt aber dennoch oft zurück: „Ich war früher in Süd. Der Abschied war schwer — da ging keiner mit trockenen Augen. Schade, dass es so gekommen ist.“ Für die Rentnerin sind die wöchentlichen Gottesdienstbesuche in der Stadtkirche nun mit viel Logistik verbunden. „Seit der Gottesdienst auf 9.30 Uhr vorverlegt wurde, kommen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr pünktlich.“ Ein Predigttaxi soll laut Presbyterium deshalb nun die Lösung sein.

Die Entwidmung des Gemeindezentrums Ellenbeek gestalte sich schwieriger, erläuterte Jost. Erst nach Klärung der Vermarktungsmöglichkeiten und erst wenn eine konkrete Folgenutzung absehbar sei, habe das Landeskirchenamt eine Entwidmung in Aussicht gestellt: „Wir hoffen weiterhin auf eine Vermietung“, sagte Jost. Den Auftrag für ein professionelles Vermarktungs- und Nutzungskonzept will das Presbyterium nun an eine Düsseldorfer Firma vergeben.

Der für 2011 aufgestellte Haushaltsplan hat ein Gesamtvolumen von 3 048 780 Euro und schließt mit einem Defizit von 116 000 Euro (2010: 170 000 Euro) ab. „Das Ergebnis darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wegen der beabsichtigten Vermarktung der Gemeindezentren die Substanzerhaltungsrücklage nicht mehr gebildet wurde und deshalb gegebenenfalls nachgeholt werden muss“, sagte Kirchmeister Friedrich-Wilhelm Vogel. Die Finanzlage sei deshalb immer noch prekär. „Wir haben wenig Spielraum“, sagte Vogel.

Für viele Gemeindemitglieder deshalb völlig unerklärlich: der neue Gemeindebrief, der auf einmal auf Hochglanzpapier in die Briefkästen flatterte und mit 400 Euro mehr Ausgabe zu Buche schlägt. Dass dies nun zukünftig über Anzeigen wieder herausgeholt werden sollen, milderte die Diskussion nicht.

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