Björn Sperling designt besondere Taschen

Björn Sperling designt besondere Taschen. Als Material verwendet er Segel und LKW-Planen.

Wülfrath. Der Typ fällt auf. 1,97 Meter ist er groß. Die Haare sind rot. Er fährt Quad. Er betreibt mit Kite-Buggy einen ausgefallenen Sport. Und er designt Taschen. Ach, ja: Zur Schule geht er auch noch. Im kommenden Sommer will Björn Sperling (19) am Gymnasium seine Abiturprüfungen bestehen. Klingt nach sehr viel Stress, oder? Der Wülfrather zuckt mit den Schultern. „Das geht schon“, sagt er und lächelt.

Die Kommentare im Internet haben etwas von der TV-Werbung eines größeren Versandhauses, das die Kunden bei Lieferung schreien lässt: „Ich liiiiebe diese Taschen.“ Dazu werden Herzen gepostet. Andere Kommentare wiederum sind sachlicher: „Sehr zu empfehlen, diese Taschen. Sehr robust.“ An der Schule und im Freundeskreis haben sich Björns Talente rumgesprochen. Nun will er versuchen, mit Geschick und Geschmack die Umhängetaschen noch bekannter zu machen. „Björsper“ ist der Labelname. „Von einer echten Firma kann aber noch nicht die Rede sein“, winkt er ab. Eine Art Slogan hat er jedoch schon: „Trau Dich anders zu sein!“

Der 19-Jährige entwirft die Taschen nicht nur, er näht sie auch selber zusammen - Design made in Wülfrath. Mit einem Zufall hat alles angefangen. Björn Sperling ist leidenschaftlicher und durchaus ambitionierter und erfolgreicher Kite-Buggy-Fahrer.

Am Zubehör des Segels war etwas gerissen, das genäht werden musste. „Da stand ja zu Hause eine Nähmaschine herum.“ Er hat nicht nur den Schaden repariert. Er kann es im Nachhinein nicht erklären, „aber irgendwas hat mich dann gereizt, mehr mit der Nähmaschine zu machen“. Die modischen, ausgefallenen Taschen sind das Ergebnis.

Basis einer jeden Tasche ist eine LKW-Plane, die verkleidet Sperling mit Material des Kite-Segels. „Das sind schon auffällige Designs, aber nicht zu bunt, nicht zu wild“, sagt er fachmännisch. Und vor allem ist jede Tasche ein Unikat. Er bietet sie in unterschiedlichen Größen an. „Manchmal produziere ich nur drauf los. Aber ich bekomme von Freunden oder Bekannten auch konkrete Wünsche“, sagt er.

Das betrifft die Farbzusammenstellung, aber auch Details an den Taschen. „Ein Kumpel hat sich immer geärgert, dass er an seinen Taschen nie ein Extra-Fach für eine Zigaretten-Packung hatte. Ich habe ihm eine Lösung maßgeschneidert“, sagt er.

Außerdem feile er ständig an dem Produkt - so am Schulterpolster. So eine Umhängetasche soll ja nicht nur gut aussehen, sie muss auch bequem zu tragen sein. Inzwischen hat er auch Taschen für Tablets entworfen. Um eine kleine Tasche herzustellen, muss er ungefähr dreieinhalb Stunden Zeit aufbringen. Je nach Größe hat er Materialkosten von zehn bis 25 Euro. „An Kites geht immer was kaputt“, weiß Björn Sperling aus eigener Erfahrung.

Nach solchen beschädigten Segeln sucht er unter anderem via Internet. Und was kostet so eine Tasche? Regulär bietet er fünf Größen an - von XS bis XL. Die kosten zwischen 39,95 und 79,95 Euro.

Dass „Bjösper“ auch seine berufliche Zukunft sein könnte, glaubt er eher nicht. „Mal sehen, wie sich das entwickelt.“ Er gibt sich aber selbstbewusst und sagt ganz offen: „Ich will viel Geld verdienen.“ Er kann sich ein duales Studium - „irgendwas mit Ingenieur“ - vorstellen. Björn Sperling: „Aber da habe ich keine Angst. Das wird schon.“

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