Breitscheid: Legenden auf zwei Rädern

Tag des offenen Denkmals: In Breitscheid öffnet die ehemalige AWD-Motorradfabrik ihre Pforten.

Breitscheid. Bei Kennern der Mottorradszene gelten sie als legendär: die Motorräder aus der Fabrik AWD. Die drei Buchstaben stehen für August Wurring Düsseldorf. Doch wer jetzt denkt, dass die Maschinen in der großen Stadt nebenan hergestellt wurden, der irrt. Düsseldorf steht zwar als Wort im Firmennamen, weil die Landeshauptstadt bei vielen bekannter war als das kleine Breitscheid. Aber genau aus diesem Ratinger Stadtteil kamen die Motorräder, von denen heute noch 35 Maschinen in Breitscheid stehen, und die beim Tag des offenen Denkmals am14.September zu sehen sein werden.


August Wurrings Enkel Thomas von der Bey hat sich dem Vermächtnis seines Großvaters August Wurring angenommen und aus der ehemaligen Motorradfabrik ein kleines Museum gemacht, damit auch die Nachwelt sehen kann, "was sein Großvater geleistet hat". Denn für Thomas von der Bey ist klar: "Das sind alles Sammlerstücke, einzigartig und sehenswert."

Beim Tag des offenen Denkmals wird er im Rahmen des Programms, das die Untere Denkmalbehörde mit dem Lintorfer Heimatverein und den Ratinger Jonges zusammengestellt hat, aber nicht nur durch die kleine Ausstellung mit den Motorrädern aus den 1920er bis 1970er Jahren führen. "Ich werde auch ein wenig über die Geschichte der Werkstatt und den Arbeitsabläufen dort erzählen", sagt Thomas von der Bey.

Hier ein kleiner Vorgeschmack: August Wurring war selber ein begeisterter Rennfahrer. Und als solcher lag es für ihn nahe, selber Motorräder zu bauen. 1921 fing er mit den ersten Maschinen an. Damals hatte er wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass seine kleine Fabrik bis 1980 existieren würde und 6000 Maschinen entstehen.

Aber so kam es: Die AWD-Maschinen wurden mit der Zeit immer beliebter. Häufig waren die Maschinen bei den Nachkriegsrennen in den 40er und 50er Jahren zu sehen. Erfolgreiche AWD-Fahrer waren unter anderem Heinz Wallner, Siegfried Knollmann, Hans Eickenberg und Ferdi Meyer.

Später jedoch wurden sie wegen vieler schwerer Stürze verboten. Doch die Nachfrage nach den Maschinen blieb. Und die Liebe zu den Motorrädern von August Wurring war nach wie vor groß. So groß, dass er sogar mit 80 Jahren noch in der Werkstatt stand, um an seinen "Lieblingen" zu schrauben. Auch heute sind die Maschinen bei vielen noch beliebt, werden gesammelt, gehandelt und auf Messen präsentiert.

Und auch Bücher gibt es über die AWD-Maschinen zu kaufen. So wurde im Laufe der Zeit aus einer anfänglichen Leidenschaft ein ganz großes Geschäft werden. Aber nicht in finanzieller Hinsicht. Thomas von der Bey: "Die Maschinen werden den Preis eines Bugattis nicht erreichen, aber sie haben einen unheimlich hohen ideellen Wert. Und um den zu bezahlen, reicht kein Geld der Welt aus."

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