Clees soll Ruine abreißen lassen

Die Bauaufsicht hat dem Eigentümer des Gebäudes am Voisberger Weg eine entsprechende Verfügung zugestellt.

Wülfrath. Morbid bis mystisch: Im Morgengrauen erhebt sich die Ruine am Voisberger Weg gespenstisch vom Schnee bedeckten Boden ab. Es ist stiller denn je — wie in Watte gepackt. Die nasser werdenden Schneeflocken kleben am Mauerwerk fest. Wäre es verwunderlich, würde es hier spuken? Wohl kaum.

Windschief und dem Verfall überlassen, wird das einst stolze Gebäude immer weniger. Nun soll es ganz fallen. Das meint zumindest die Bauaufsicht. Die hat den Abriss verfügt.

Aus Sicht der Stadt hat das Haus, dessen mögliche Nutzung in den 1980er-Jahren zwar zu heftigen politischen Diskussionen aber niemals zu inhaltlichen Lösungen geführt hatte, eine Grenze überschritten. So soll sich bei der letzten Überprüfung herausgestellt haben, dass die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet ist. Nicht, dass der nächste Sturm die Wände umpusten könnte, aber eine Gefahr, zum Beispiel für Spaziergänger, sei nicht auszuschließen. Daher erfolgte nun die Abrissverfügung. Das bestätigte Bürgermeisterin Claudia Panke auf Nachfrage der WZ.

In der vergangenen Woche ist es in dieser Angelegenheit zu einem „Gipfeltreffen“ im Rathaus gekommen. Panke konnte in ihrem Amtszimmer den Besitzer der Immobilie, Uwe Clees, empfangen. Der Unternehmer hat — auch das hat die Stadt der WZ bestätigt — mittlerweile gegen die Abrissverfügung geklagt. In dem Gespräch sollte die Situation erörtert werden.

Die Stadt habe, so Panke, ihre Position noch einmal begründet. Herabstürzende Gebäudeteile könnten Passanten gefährden. Clees habe als eine andere, denkbare Maßnahme eine weiträumige Absperrung des Hauses ins Gespräch gebracht. Inwiefern das angesichts des öffentlich genutzten Wegs möglich wäre, wird offenbar juristisch geprüft.

Welche Alternativen Clees sieht, welche Pläne er für das Areal hat, wie er die Verfügung seitens der Stadt beurteilt? Clees war für eine Stellungnahme in den vergangenen Tagen nicht zu erreichen.

Panke versicherte gegenüber der WZ, dass sie an einer Lösung interessiert sei, die der Öffentlichkeit, aber auch den berechtigten Interessen des Unternehmers gerecht werde. Der Bestandsschutz für die Ruine Voisberger Weg sei jedoch erloschen. Bauen im Außenbereich unterliege strengen Vorgaben. So genannte privilegierte Vorhaben — wie in etwa in der Landwirtschaft — seien denkbar. Panke: „Eines ist doch aber klar: Eine dauerhafte Ruine kann doch niemand wollen.“

Heimatforscher und Denkmalschützer Willi Münch verfolgt die Geschichte des so genannten Zwölf-Aposteln-Hauses seit vielen Jahren. „Ich will die Geschichte mal aufschreiben“, kündigt er an. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts habe die Bahn das Haus errichten lassen. Zwölf Wohnungen für Bahnbedienstete seien geschaffen worden. Schon vor zehn Jahren habe er angeregt, das Gebäude zu sichern. „An ihm kann ein wesentlicher sozialer Aspekt der Gesellschaft im 19. Jahrhundert abgelesen werden“, sagt er. Und so gebe er die Hoffnung nicht auf, „dass das etwas geschichtlich Wichtiges noch erhalten werden kann“.

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