Erst ein Projekt, nun ein Chor mit Zukunft

Eigentlich sollte nur für ein Hochamt gregorianischer Choralgesang einstudiert werden. Jetzt gibt’s neue Pläne.

Wülfrath. Wer das Hochamt zu Allerheiligen in der Kirche St. Joseph besuchte, bekam den Choralchor zwar nicht zu sehen, dafür aber umso gewaltiger zu hören. Seit Anfang Oktober haben sieben Gemeindemitglieder unter der Leitung von Frater Wilhelm Lindner die elfte Choralmesse geprobt, um sie an Allerheiligen aufzuführen (die WZ berichtete).

Nachdem der Chor zu Beginn des Gottesdienstes ein Teilstück der elften Choralmesse zum Besten gab, bekamen die Gläubigen zwischen Gebeten und Lesungen aus dem Evangelium immer wieder gregorianischen Gesang zu hören. „Wir haben uns bewusst darauf beschränkt, nur die Kyrie und das Sanctus dieser Choralmesse aufzuführen“, sagt Frater Wilhelm. Der Kirchenmusiker mit Wiener Wurzeln führte nicht nur den Choralchor, sondern spielte während des Gottesdienstes auch die Orgel.

Das Gesangsprojekt hat den Teilnehmern so viel Freude bereitet, dass der Chor in den kommenden Monaten weitergeführt wird. Die Begeisterung für den Choral habe sich von Woche zu Woche gesteigert. Am letzten Probetag sei der Funke schließlich endgültig auf alle Sänger übergesprungen. In dieser Stunde nämlich brachte Frater Wilhelm ein paar Gospellieder in den Chor ein. „Obwohl der Gospel eine modernere Musikform ist, enthält sie auch einige Elemente des Chorals“, sagt Frater Wilhelm. Das Aufzeigen dieser direkten Verbindung zwischen beiden Musikstilen habe schließlich für einen Aha-Effekt gesorgt. Die Chorsänger hätten danach endgültig verstanden, worum es beim Choralgesang gehe.

Einer von ihnen ist Sven Keßner. Er möchte auch weiterhin an dem Choralchor teilnehmen und freut sich, dass das Projekt nun langfristig angelegt ist. Die Kirchengemeinde plant dazu, in der Andacht am Dreikönigstag weitere Teile der elften Choralmesse aufzuführen. Da die Gregorianik nicht an bestimmte Anlässe gebunden sei, könne dies allerdings auch problemlos zu einer anderen Gelegenheit geschehen.

„Langfristig ist es unser erklärtes Ziel, die gesamte Gemeinde mit dem Choralgesang so vertraut zu machen, dass alle Gläubigen während des Gottesdienstes mitsingen können“, sagt Frater Wilhelm. In den kommenden Monaten wartet auf die Choralsänger also noch einiges an Arbeit.

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