Komponist im Gymnasium

Am Montag stellte sich Komponist Günther Wiesemann den Fragen der Schüler des Gymnasiums Wülfrath.

Komponist im Gymnasium
Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Der Komponist, Pianist, Organist, Perkussionist und Dramatiker Günther Wiesemann aus Hattingen besuchte am Montag das Städtische Gymnasium Wülfrath, um die Unterstufenschüler mit Hilfe von Klangbeispielen an die moderne Klassik heranzuführen.

Sein Gedicht „Klar, ganz klar ist der Mond“ war Grundlage für eine rhythmisch orientierte Komposition. Er erzeugte Klänge; unterbrach Passagen auf dem Klavier, zupfte die Klaviersaiten an, ließ den Gong ertönen, stoppte die Gongklänge ab, — ein faszinierendes Klangbild.

Darüber hinaus stellte Wiesemann sich auch sprachschöpferisch vor und nannte dieses Stück für Klavier und Gong im Gegensatz zu sonnig eben „mondig“. Fasziniert verfolgten die Jugendlichen diese neuartige Musik und wurden ermuntert, ihre Fragen zu stellen:

Wie lange braucht ein Komponist für ein Stück? „So zwischen drei Stunden und bei großen Werken auch Wochen oder Monate.“

Wie viel verdient ein Komponist? „Das liegt so zwischen Sozialfall und Millionär. Zu Beginn standen sehr oft Ravioli aus der Dose auf dem Speiseplan, dann wurde es langsam besser. Heute verdiene ich vielleicht so viel wie eure Lehrer.“

Kann man auch im Auto komponieren? „Tja, Mozart konnte bei langen Reisen mit der Kutsche an fünf Werken gleichzeitig arbeiten und brachte sie erst später zu Papier, ich kann nur Ideen sammeln und sie dann notieren.“

Seit wann komponieren Sie? „Mit etwa zwölf Jahren habe ich angefangen, aber ernsthaft erst nach dem Studium.“

Werden alle Werke auch aufgeführt? „Früher habe ich auch ’auf Halde’ komponiert, wie man im Ruhrgebiet sagt. Heute schreibe ich nur Stücke für mein eigenes Trio und natürlich Auftragskompositionen.“

Bei einem zweiten Tonbeispiel überzeugte Günther Wiesemann mit wechselnden Instrumenten, ein Xylophon erklang, ging über zu dem mexikanischen Holzinstrument Tepo Natzli, einem Holzkasten mit unterschiedlich angeordneten Öffnungen, dem Klang einer Marimba ähnelnd, volltönenden Messingschalen und Trommeln und vermochte mit all diesen Werkzeugen ein echtes Piano zu erzeugen.

Komponieren Sie jeden Tag? „Nein, ich bin sehr viel unterwegs, gebe mit meinem Tamigu Trio viele Konzerte, gehe in Schulen und arbeite auch therapeutisch.“

„Die Wandlung“ — eine Komposition für Klavier und Tambourine war wie die anderen Stücke rhythmisch dominiert, die Töne verhallten, er schlug mit den Schlegeln, zupfte, kreiste mit dem Handteller auf dem Tambourin, streichelte es förmlich.

Sind denn all diese Töne aufgeschrieben? „Nichts davon ist improvisiert, alle Töne sind notiert. Arnold Schönberg hat einmal gesagt: ’Eine Komposition ist geronnene Improvisation’.“

Woher kommen die Ideen? „Beim Autofahren oder auch beim Joggen. Das gibt schon den Rhythmus vor.“ Es wären sicherlich noch viel mehr Fragen zu beantworten gewesen, wenn nicht das Pausenzeichen erklungen wäre. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen hatte Günther Wiesemann den Mädchen und Jungen seine Musik und sein Leben als Komponist näher gebracht.

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