Konzert in Ratingen: Schon heute ein ganz Großer
Von wegen, Nachwuchs: Olivier Houette beeindruckte mit seinem Programm beim „Organistival“.
Ratingen. Ratingen ist eine Orgelstadt, das steht außer Frage. Seit Jahren kann Ansgar Wallenhorst, Kantor an St. Peter und Paul, die großen Namen der internationalen Orgelszene in die Dumeklemmerstadt locken, sein "Organistival" garantiert stets für hochkarätige Konzerte.
Am Freitagabend stand ausnahmsweise kein Star auf dem Programm, denn das Motto des Konzerts lautete "Organistival - Next Generation". Olivier Houette brauchte sich allerdings keineswegs hinter den bisherigen Protagonisten der Konzertreihe zu verstecken, mit 28 Jahren ist er nicht nur Professor für Orgel und Cembalo am Conservatoire von Bourg-la-Rein und gefragter Gastdozent, sondern auch Titularorganist der Kathedrale von Poitiers und von Saint-François-Xavier in Paris.
Dass er zudem ein begnadeter Konzertorganist ist, hat er ebenfalls zur Genüge bewiesen und so war es eigentlich schade, dass sein Ratinger Gastspiel nicht ganz so viele Besucher lockte, wie man es von den Konzerten der Reihe gewohnt ist.
Mit seinem deutsch-französischen Programm reflektierte er die Verbindung der beiden Nachbarländer auf der Ebene der überschaubaren Orgelwelt. Dank Videotechnik konnte man im Kirchenraum genau verfolgen, wie Houette an den Registern und Manualen agierte, aus verschiedenen Kameraperspektiven konnte man nahezu jede Fingerbewegung nachvollziehen.
Hochkonzentriert, aber unverkrampft spielte er sich durch 150 Jahre Orgelmusik, von Johannes Brahms bis Max Reger, von César Franck bis André Isoir. Dabei wirkte er so in sein Spiel vertieft, als sei er in der Musik gefangen.
Das übertrug sich auf das Publikum, denn trotz wenig stimmungsvoller Beleuchtung gelang es ihm, eine ergreifende Atmosphäre zu schaffen. Mit viel Esprit und eigenwilligen Klangideen setzte er Akzente und riss sein Publikum nach über einer Stunde fesselnden Spiels zu begeistertem Applaus hin.
