Mein Ratingen: "Hier will ich nicht weg"

Für den Unternehmer ist Ratingen einfach nur Heimat geworden. Ganz besonders hängt sein Herz an Lintorf. Das Gemecker über die Stadt will er aber nicht mehr hören.

Lintorf. Eine Audienz beim Papst ist wohl leichter zu bekommen als ein Gesprächstermin mit Dirk Wittmer. "Am Nachmittag wäre noch eine dreiviertel Stunde drin, oder am Morgen um halb neun eine halbe Stunde. Oder besser nächste Woche..." Der Mitinhaber des Elektronik-Marktes "Johann + Wittmer" ist viel beschäftigt und neuerdings - seit er in den "Euronics"-Aufsichtsrat gewählt wurde - auch viel unterwegs. Umso kostbarer werden die Minuten und Stunden Freizeit, die er dann mit seiner Frau und Hund "Carlos" verbringt: auf den vielen Waldwanderwegen, im Poensgenpark, an der Wasserburg.

Mein Ratingen

"Ratingen hat so viel Natur und so herrliche Flecken - die historische Altstadt mit ihren schönen Höfen und Plätzen. Und der Marktplatz natürlich." Am Wochenende sitzt Dirk Wittmer - wenn es die Zeit erlaubt - am liebsten auf der kleinen gepflasterten Terrasse vor seinem Haus. Rings umher ein paar gepflegte Blumenbeete, ein schmaler Rasenstreifen, die kleine Straße Am Lökesfeld und die Nachbarhäuser im Blick.

Gegenüber wohnt mittlerweile sein Bruder mit der Familie, oft kommen auch die Nachbarskinder und wollen mit dem Hund toben. Oder sie spielen auf der Straße und fragen nach Bonbons und etwas zum Trinken. "Wir haben immer bestimmte Säfte im Haus, die die Kinder gerne mögen." In diesem Mikrokosmos fühlt Dirk Wittmer sich wohl. "Hier ist das Leben!"

Das gelte übrigens auch für Ratingen. Anders als alteingesessene Lintorfer sieht er die Stadt als Ganzes, die Stadtteile haben jeweils ihren eigenen Charakter und Charme. "Ich kann das Gemecker nicht mehr hören, wenn es heißt: Dies oder jenes gibt es nicht in Ratingen, man muss für jeden Knopf nach Düsseldorf fahren."

DirkWittmer

Das stimmt einfach nicht! Ich sage immer: Ratingens größtes Einkaufszentrum ist die Innenstadt mit 154 Geschäften und x-tausend Quadratmeter Verkaufsfläche." Dann sprudelt er weiter, lobt das immense Kulturangebot, die tolle Infrastruktur - es sei aber doch klar, dass man ein Mittelzentrum wie Ratingen nicht mit einer Landeshauptstadt vergleichen dürfe.

"Machen statt Meckern" lautet deshalb eines seiner Lebensmottos. "Man muss die Verhältnisse da verändern, wo man lebt." Seit der Jugend war er engagiert, ob in der Kirchengemeinde, als Schulsprecher, Organisationstalent oder erst kürzlich im Stadtmarketing. "Ratingen gehört den Bürgern - nicht irgendwelchen Bürgermeistern oder Parteileuten." Was ist Ratingen für ihn? Dirk Wittmer grübelt einen Moment und sagt dann leise: "Heimat, ja Heimat - auch wenn ich hier nicht geboren bin." Dass er dabei feuchte Augen bekommt, zeigt, wie ernst er das meint.

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