Neviges: Elisabeth-Krankenhaus soll im Herbst geschlossen werden

Standort: Die Kliniken St. Antonius geben das geriatrische Fachkrankenhaus auf. Das Gebäude erfülle nicht mehr die Vorgaben in Sachen Brandschutz.

Neviges. Kein Krankenhaus mehr in Neviges: Die Geriatrischen Kliniken St. Antonius werden das Elisabeth-Krankenhaus im Herbst schließen. Diese Entscheidung wurde am Dienstag von der St.Antonius gGmbH Wuppertal mitgeteilt.

"Das Haus erfüllt nicht mehr die Vorgaben in Sachen Brandschutz", sagte Pressesprecher Martin Mackenberg-Hübner. Nach einer Brandschau im vergangenen Jahr habe die Bauaufsicht der Stadt Vorgaben gemacht und Fristen gesetzt, welche Maßnahmen kurz-, mittel- und langfristig aufgrund der heutigen gesetzlichen Vorschriften erfüllt werden müssten. Als Sofortmaßnahmen seien daraufhin etwa Fluchthauben und Rettungsmatratzen angeschafft, Durchbrüche geschlossen und andere Vorkehrungen getroffen worden. "Durch diese Maßnahmen ist die Sicherheit für Patienten, Besucher und Mitarbeiter aktuell gewährleistet", so Mackenberg-Hübner.

Doch längerfristig hätte offenbar ein zweiter Fluchtweg geschaffen werden müssen, über den im Brandfall die überwiegend bettlägrigen Patienten geborgen werden könnten. Außerdem hätten die Aufzugsanlage und die Elektrik nachgerüstet und beispielsweise Brandschutztüren eingebaut werden müssen. Die Berechnungen hätten dafür "einen siebenstelligen Betrag" ergeben, sagte der Sprecher von St. Antonius. "Dies würde das Maß ökonomisch leistbarer Investitionen am Standort übersteigen. Zumal die Bettenkapazität von jetzt 90 um ein Drittel verringert werden müsste", erklärte Mackenberg-Hübner. Zudem sei es in dem kleinen Haus nicht möglich, den Betrieb bei gleichzeitigen Bauarbeiten weiterzuführen.

Um die Jahreswende hätten die Gremien von St. Antonius daher beschlossen, das Krankenhaus aufzugeben. Alternative Versorgungskapazitäten für Geriatriepatienten will St. Antonius am Petrus-Krankenhaus in Barmen bereitstellen. Dort wird gerade ein Anbau errichtet, der im Sommer fertig sein soll. Außerdem werde darüber verhandelt, ob auch das Klinikum Niederberg Menschen altersmedizinisch versorgen könnte.

Die rund 70 Mitarbeiter sind laut Martin Mackenberg-Hübner im Januar über die anstehende Entscheidung informiert worden. Der "größtmöglichen Zahl" an Beschäftigten sollen Stellen in anderen Krankenhäusern von St.Antonius angeboten werden. Gänzlich ausgeschlossen seien Kündigungen jedoch nicht: "Bestehende Einrichtungen haben natürlich für manche Funktionsbereiche bereits Personal", so der Sprecher.

Für das Haus würden nun mögliche "nicht-klinische" Nutzungen geprüft, sagte Martin Mackenberg-Hübner, "wir wollen es nicht leerstehen lassen." Das Regionale Therapie-Zentrum (RTZ), eine eigenständige Gesellschaft der Kliniken St. Antonius und St. Josef, werde bleiben. Im Untergeschoss des Krankenhauses waren 2005/2006 die Räume für Krankengymnastik und Massage modernisiert worden. Die Reha- und Wellnesseinrichtungen stehen auch Nichtpatienten offen.

Entsetzt zeigte sich am Dienstag der SPD-Ratsherr und Parteivorsitzende Hinnerk Tegtmeier über den Schließungsbeschluss. "Es steht im Raum, dass in Neviges die Nahversorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist. Das ist übel." Die Sozialdemokraten würden die Entscheidung jedoch kritisch hinterfragen. "Ich glaube nicht, dass das mit dem Brandschutz der wirkliche Grund ist", meinte Tegtmeier.

"Eine traurige Angelegenheit", sagte die Nevigeser CDU-Vorsitzende und Ratsfrau Marlies Ammann. Für Geriatriepatienten sollten dann Versorgungsmöglichkeiten im Klinikum bereitgestellt werden. "Das ist eher okay, als dass man Leute aus der Region nach Barmen karrt. Viele haben ja auch Angehörige, die ebenfalls schon älter und nicht unbedingt mobil sind."

"Das ist natürlich schade für Neviges", sagte Beigeordneter Holger Richter, der auch für das Klinikum Niederberg zuständig ist. Andererseits müsse man "in heutiger Zeit die wirtschaftliche Situation verstehen". Man werde nun Gespräche mit St. Antonius sowohl über die altersmedizinische Versorgung am Klinikum als auch über die weitere Nutzung des Krankenhausgebäudes führen.

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