Projekt der Weik-Stiftung: Handicaps sind ganz normal

Lindenschüler erlebten einen Vormittag lang, wie es ist, gehbehindert oder blind zu sein.

Wülfrath. Eben ist Madita noch unbeschwert gehüpft. Nun wuchtet die Achtjährige ihren Körper schwerfällig durch den Flur der Lindenschule. Gewichte an Beinen und Armen, eine schwere Weste: Wie ein Übergewichtiger soll sie sich fühlen. Und das ist nicht die einzige Simulation, die den Mädchen und Jungen der Grundschule vor Augen führt, was Handicaps für Betroffene im Alltag bedeuten.

„Ein ganz normaler Tag“ heißt das Projekt, das die Langenfelder Weik-Stiftung mit dem Verein Capp-Sport-Cup (cSc) an diesem Dienstag statt des Unterrichts umsetzt. An zehn Stationen sammeln die Schüler Eindrücke — wie es ist, blind zu sein, gehbehindert oder eben auch zu dick. „Egal, ob man nichts sieht, oder ob ein Arm ab ist: Für die Betroffen ist das was Normales“, sagt Elmar Widera zur Begrüßung.

In der Turnhalle ist ein Parcours für Rollstuhlfahrer aufgebaut. Zuerst setzen sich Kinder aus der ersten Klasse hinein. „Das macht schon auch Spaß“, sagt Lennart (6), aber sich vorzustellen, dass man immer auf dieses Gefährt angewiesen sei, „das möchte ich nicht.“ Für Fabio (6) ist „das echt anstrengend. Die Oberarme tuen richtig weh“. Auch Klassenlehrerin Nadine Brückner testet mit: „Das hat was von Sport. Wenn der Rollstuhl aber Alltag wäre, sieht es ganz anders aus.“

Im Kopierraum sitzen sechs Kinder auf dem Boden. Sie tragen Schlafbrillen, sehen nichts — und sie spielen Ball. Der raschelt über den Boden. Die Kinder fangen nach Gehör, wenn der Ball auf sie zurollt. So manch ein Griff geht beim Goalball — so heißt das Spiel — ins Leere.

In einem Flur weiter haben Mütter ein Obst-Gemüse-Mineralwasser-Büffet aufgebaut. Mehr als ein Dutzend Eltern ist an dem Tag dabei.

Auf dem Schulhof drehen Tandemräder ausgedehnte Runden. Am Lenker sitzt ein cSc—Mitglied, auf dem zweiten Sitz dahinter ein Schüler — wieder mit Schlafbrille. „Du siehst gar nicht, wohin dieFahrt geht“, sagt Marie (8) hinterher. Das koste schon Überwindung. „Am Ende hatte ich aber Vertrauen, weil ich sicher war, dass wir nirgendwo vorknallen“, sagt sie.

Mehr als fünf Stunden dauert dieser „ganz normale Tag“. „Wenn es gelingt, dass die Kinder durch die Aktion Scheu verlieren, mit gehandicapten Menschen normal umgehen, haben wir viel erreicht“, sagt Stiftungsgründer Bernhard Weik.

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