Puky bringt Kinder in Fahrt

Die Wülfrather Firma exportiert ihre Roller und Räder in 40 Länder.

Wülfrath. Beim Namen Puky werden bei vielen Menschen Kindheitserinnerungen an das erste Fahrrad wach. Ob Roller, Dreirad oder Fahrrad — Puky gibt es in Ausführungen für die ganz Kleinen und für die Größeren, die schon Radfahren können. In der Unternehmenszentrale in Wülfrath im Gewerbegebiet Fliethe steht das Leitbild auf einem Plakat. „Wir sind Kind und wir machen Kind“, liest Geschäftsführer Ralf Puslat vor.

Seit Gründung des Unternehmens 1949 wird immer in Deutschland gebaut und montiert. Jährlich werden in Wülfrath rund 530 000 Kinderfahrzeuge hergestellt. Seit Jahrzehnten arbeitet Puky dabei mit Behindertenwerkstätten zusammen. In den Puky-Fabrikhallen lackieren, schrauben und kontrollieren etwa 500 Behinderte die Fahrradteile.

Einer von ihnen ist Volker. Er pappt die Aufkleber auf die Fahrradkartons, bevor sie versandt werden. Andere schweißen die Kartons zusammen. „Wir schauen nicht nur auf die Rendite“, betont der Puky-Geschäftsführer Michael Bunte.

Für alle sei dies eine „win-win- Situation“, sagt Geschäftsleiter Puslat. Soll heißen, dass die Behindertenwerkstätten ausgelastet sind und Puky zu günstigen Personalkosten produzieren lassen kann, wobei die Werkstätten über sogenannte Dienstleister-Aufträge für die Firma arbeiten. Bunte: „Puky kann Montagetätigkeiten in den Werkstätten durchführen lassen, für die sonst erhebliche Investitionen in eigene Montagehallen und in Personal erforderlich wären.“

Günstig sind die Räder des Wülfrather Unternehmens aber nicht: Das kleinste Modell, ein Rutschfahrzeug für Kleinkinder, ist für 39,99 Euro zu haben, ein 24-Zoll-Fahrrad in Moutainbike-Optik für ältere Kinder kostet 429,99 Euro. Aber selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schafft es das Unternehmen, seine Fahrräder ans Kind zu bringen. „Bei Kindern wird nicht gespart“, meint Puslat.

In der Puky-Fabrik prüfen Experten die Widerstandskraft der Bremsen und Reifen. An selbst entwickelten Maschinen wird simuliert, wie Kinder fahren. Auf Grundlage dieser hausinternen Tests hat Puky über Jahrzehnte seine Räder neu konzipiert, angefangen bei einfachen Zweirädern bis zu den Laufrädern von heute.

Viele Konkurrenten haben ihre Produktion längst ins Ausland verlagert, beispielsweise nach Asien. Nicht so die Wülfrather. Dafür wurde das Unternehmen 2008 von der Initiative „Ja zu Deutschland“ als Firma des Jahres ausgezeichnet. Dabei stellt die Branche eine besondere Herausforderung dar. „Es gibt immer mehr Regularien im Bereich der Sicherheit und Gesundheit“, erläutert Geschäftsführer Siegfried Neuberger. Dabei geht es zum Beispiel um bessere Bremssysteme, aber auch um Materialien an Sitz und Griffen, weil Kinder lose Teile gerne anfassen oder in den Mund stecken.

Eltern vertrauen auf das kindgerechte Design und sind vielleicht selbst schon ein Pukyrad gefahren. Eine junge Mutter auf einem Kinderspielplatz sagt: „Sie halten Jahre.“ Das Rad ihres Sohnes könne sie sicherlich auch Second-Hand leicht weiterverkaufen. Nicht verwunderlich, dass sich diese Aussage mit der Sichtweise von Produktmanager Guido Mittler deckt: „Der Erfolg unserer Produkte sind der hohe Wiederverkaufswert und die hohe Lebenserwartung.“

Dass Einige die Puky-Räder vielleicht langweilig oder konservativ finden — die Chefs widersprechen nicht: „Wir machen ganz bewusst nicht jeden Trend mit.“ Manche aber schon, denn es gibt auch rosafarbene Räder mit Lillifee-Motiven oder Räder in blau und rot mit Spiderman.

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