Rathaus: Die Fassade bröckelt

Das alte Rathaus an der Wilhelmstraße muss dringend saniert werden. Geld dafür ist jedoch zurzeit nicht vorhanden.

Wülfrath. Kein Haus wie jedes andere ist das Gebäude Wilhelmstraße 76. Die alte Pracht ist noch erkennbar, doch sie verblasst — und das in einem zunehmenden Tempo. Früher war es das Rathaus der aufstrebenden Stadt Wülfrath. Heute steht es unter Denkmalschutz und wird als Asylbewerberunterkunft genutzt. An dem Denkmal nagt der Zahn der Zeit. Gelder für eine Sanierung stehen nicht zur Verfügung.

Notdürftig abgesperrt hat die Stadt das Umfeld des Hauses. Links und rechts versperren große Gitterzäune den Weg. Außerdem wurde rot-weißes Flatterband rund ums Haus gespannt, damit man nicht zu nah an die Fassade kommt. „Es bröckelt. Da fällt schon mal etwas runter“, sagt Uwe Schiffer-Lux (Fachabteilung Jugend und Soziales). Aus diesem Grund hat der Eingangsbereich eine Art Käfig aus Stahlträgern und Holzplanken erhalten, damit Bewohner und Besucher sicher ins und aus dem Haus gehen können. Es sind schlichte Verkehrssicherungsmaßnahmen.

Dass eine Sanierung der Fassade nötig ist, verhehlt Schiffer-Lux auf Nachfrage der WZ nicht. Doch in der Haushaltssicherungskommune Wülfrath ist Geld rar. „Wir haben einen Förderantrag beim Land gestellt“, sagt der Verwaltungsmann. Aber Wülfrath hat keinen Zuschlag aus dem Denkmal-Fördertopf erhalten. „Wir werden im kommenden Jahr wohl einen neuen Anlauf unternehmen“, erwartet Schiffer-Lux. Weiterreichende Maßnahmen als Zäune, Flatterband und Holzverschläge kann sich Wülfrath jetzt nicht leisten. Die vorgesehenen Mittel für die Gebäudeunterhaltung des Denkmals sind nicht abrufbar. Sie fallen unter die verhängte Haushaltssperre.

Sozialausschuss-Vorsitzender Wolfgang Peetz (WG) wundert sich über den Stillstand „bei einem historisch wichtigen Gebäude“. Schon seit Jahren sei bekannt, dass investiert werden müsse. Peetz: „Die Stadt hat auch eine Veranwortung mit Blick auf Werterhalt. Aber auch die Denkmalbehörde ist gefragt, auch wenn es gegen die eigene Stadt geht.“ Und vor allem gehe es um den Schutz der Menschen, die in dem Haus leben.

Ist das Denkmal überhaupt das richtige Gebäude, um dort Asyl begehrende Menschen unterzubringen? Das fragt sich SPD-Fraktionsvorsitzender Manfred Hoffmann. Vor dem Hintergrund, dass Wülfrath damit rechnen müsse, dass wieder mehr Asylbewerber zugewiesen werden, „müssen wir darüber nachdenken, wie eine gute Lösung für die Unterbringung gefunden werden kann“. Da sei auch das Flächenmanagement gefragt, um Antworten zu geben.

Auch im Inneren des Hauses gibt es Probleme, sagt Patricia Karbe von der INGA, die die Asylbewerber betreut. „Die Stadt muss eben überall sparen.“ Allerdings habe die Verwaltung das Hygieneproblem in den Griff bekommen. „So etwas gibt es schon mal, wenn Menschen aus unterschiedlichen Ländern und verschiedenen Kulturen unter einem Dach leben“, sagt sie.

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