Ratingen: 1938 gab es keine jüdischen Einwohner mehr

Familien emigrierten oder wurden verschleppt. Sie starben später im Getto oder KZ.

Ratingen. In den Wochen und Monaten nach der Pogromnacht haben bereits etliche der in Ratingen lebenden Juden die Stadt verlassen oder wurden dazu gezwungen: Einige versuchten sich in der Anonymität der umgebenden Großstädte zu verbergen, die meisten mussten emigrieren oder wurden in Gettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.

Wie Historikerin Erika Münster recherchiert hat, wurde am 10. November 1938 die in Ratingen geborene Wally Löwenthal nach Dachau gebracht, sechs Tage später wurde der Ratinger Paul Weinhausen von der Gestapo Wuppertal verhaftet und ebenfalls nach Dachau deportiert. Charlotte Müller (geborene Hirsch) hatte einen Protestanten geheiratet und bis 1944 in Ratingen ausgeharrt, dann versteckte sie sich im Westerwald.

Bekannte jüdische Familien, wie etwa Waller, Levy, Kellermann oder Mosbach waren schon im Jahre 1937 geflüchtet. Ein Teil der alteingesessenen Pferdehändlerfamilie Waller (ihnen gehörte das Haus "Suitbertusstuben") schlug sich nach Brüssel durch, nachdem sie die sogenannte Reichsfluchtsteuer in Höhe von 25 000 Reichsmark bezahlt hatte.

1942 wurde der Familienbesitz beschlagnahmt, die Häuser und Liegenschaften an andere Ratinger verkauft. Bernhard Waller wurde in Auschwitz ermordet, Hermann im KZ Treblinka, Ferdinand und Elsa Waller starben im Getto Lodz.

Bereits 1935 gelang Hieronymus, Dina und Edith Kellermann die Flucht nach Amsterdam, wo sie bei der Besetzung Hollands 1940 den Nazis in die Hände fielen. Hieronymus starb 1943 in Sobibor, Edith und Dina wurden in Auschwitz ermordet.

Vor den Häusern der jüdischen Familien in der Innenstadt erinnern heute im Boden eingelassene "Stolpersteine"an die Opfer des NS-Terrors.

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