Ratingen: Im Westen der Stadt ist ein neuer Hochwasser-Schutz in Sicht

Der Sandbach soll schon bald entlastet werden, auch in Hösel wird nachgerüstet.

Ratingen. Die Regenflut am Anfang der Woche hat vielleicht auch ihr Gutes gehabt. Sie hat den Handlungsdruck erhöht. Besonders im hochwassergefährdeten Westen scheint es nun voran zu gehen.

Während dieser Woche verschaffte ein Bagger dem Sandbach bereits etwas mehr Luft, offenbar eine Sofortmaßnahme des Bergisch Rheinischen Wasserverbands (BRW), nachdem einmal mehr die Tiefgaragen des Lindwurms unter Wasser standen. Außerdem haben sich Stadtverwaltung, Untere Naturschutzbehörde (UNB) und BRW vorgestern zusammen gesetzt, um eine nachhaltige Lösung für die Problematik rund um den Sandbach zu finden.

Einen, den das besonders freut, ist Werner Graf, Vorsitzender des Verwaltungsbeirats der Lindwurm-Eigentümergemeinschaft. Seit drei Jahren kämpft er gegen die Widrigkeiten der Bürokratie, um die Tiefgaragen des knapp 600 Wohnungen großen Komplexes dauerhaft vor dem Sandbach-Wasser zu schützen.

Die Stellplätze in der untersten Ebene sind seit der großen Überschwemmung weitgehend ungenutzt. Seinerzeit waren dort 60 Autos untergegangen. Sogar ein Abriss und Neubau der Anlage wurde seitdem erwogen, war aber mit fast zwei Millionen Euro für die Eigentümer nicht zu stemmen.

Nun soll ein etwa 40 Zentimeter hoher Schutzwall rund um die Garage gezogen werden, der sowohl entlang der Westtangente als auch parallel zum Sandbach verläuft. Schwimmschotten ermöglichen die Einfahrt zu den Garagen, machen den Wall aber bei steigendem Wasser dicht. Weil die Verankerung für die Mauer auch städtischen Boden berührt, hatte die Eigentümergemeinschaft lange erfolglos mit dem Liegenschaftsamt gerungen.

Seit wenigen Tagen scheinen nun alle Hürden wie weggespült: "Für uns ist das eine Einfriedung des Grundstücks, das braucht keine Genehmigung", sagte Tiefbauamtsleiter Karl-Heinz Varlemann der WZ. Im September soll der Bau beginnen.

Damit der private Schutzwall erst gar nicht nass wird, tun auch die Behörden etwas: Ein konkreter Plan für den Sandbach wurde in dem jüngsten Spitzengespräch zwischen Stadt, UNB und BRW vereinbart, er soll in er kommenden Woche öffentlich werden. Grundsätzlich wird es darum gehen, den Querschnitt des Rinnsals zu vergrößern.

Der westliche Sandbach soll zusätzlich entlastet werden, indem in der Nähe der A52 ein Bypass vom Haarbach zum Schwarzbach gelegt wird. "Damit wäre der Rückstau von der Autobahn nach Ratingen-West behoben", meint Varlemann.

Zusätzlich wird derzeit die Kapazität des Regenrückhaltebeckens Dechenstraße erweitert, gleiches ist schon mit dem Becken an der Poststraße geschehen und hat auch schon erste Wirkung gezeigt. Dass beide Rückhaltebecken und auch das an der Broichhofstraße über den Sandbach entwässern, wird von Fachleuten unter der Hand übrigens als Fehlplanung aus den 60er-Jahren bezeichnet, mit der sich die Stadt bis heute plagen müsse.

Eine Neuerung auf der Agenda der Stadt ist die Straße Neuhaus in Hösel. Auch dort war am Montag Land unter, auch dort soll nun ein Entlastungskanal gebaut werden. Der würde das Wasser etwa 150 Meter über Schlipperhaus bis in den Höseler Graben leiten. "Kurze Strecke, großer Effekt", sagt Varlemann. Bis zu 150.000 Euro sollen dafür zusätzlich ausgegeben werden.

Weitere Kosten könnten auch noch am Lindwurm entstehen. Schon jetzt summiert sich der wirtschaftliche Schaden durch die unbrauchbaren Stellplätze auf etwa 100.000 Euro. Wer die tragen soll, ist noch völlig offen. Sollten die Garagen, bevor der Hochwasserschutz greift, erneut geflutet werden, könnte es um Millionen gehen: Dann nämlich müsste das fundamentlose Gebäude wohl abgerissen werden. Seine Standfestigkeit hat laut eines Gutachtens schon stark gelitten.

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