Ratingen: Rathaus-Neubau-Sanierung ist wieder Thema

Rathaus: FDP und Grüne wollten es schon immer. Nach der SPD denkt jetzt auch die CDU über eine Sanierung nach. Der Ratsbeschluss soll aufgehoben werden.

Ratingen. In Ratingen gibt es - im politischen Raum - offenbar eine neue Trendsportart: Zurückrudern. Nachdem zuerst SPD-Fraktionschef Christian Wiglow Ende August im WZ-Gespräch angedeutet hatte, dass angesichts der Stillstandes in Sachen Rathaus-Neubau die Sanierung doch wieder eine Option wäre, ist das auch in der CDU kein Tabuthema mehr. FDP, Grüne und Ratinger Linke sind nach wie vor gegen einen Neubau, die Bürger Union beharrt dagegen auf der Ansicht, dass beim Abwägen aller Vor- und Nachteile ein Neubau die beste Lösung wäre.

Jetzt zeichnet sich ab, dass der vor einem Jahr gefasste Mehrheitsbeschluss des Rates, der einen Neubau vorsieht, gekippt werden soll - und sich dafür wieder eine Mehrheit finden könnte. Der CDU-Bürgermeister-Kandidat Stephan Santelmann hatte in seiner Nominierungsrede gesagt, dass die Frage Sanierung oder Neubau neu getroffen werden müsste und auch eine Sanierung nicht tabu sein dürfe. Jetzt fordert er wegen der gestiegenen Kosten im Baubereich eine neue Kosten- und Wirtschaftlichkeitsberechnung sowohl für die Neubau- als auch die Sanierungsvariante.

Und: "In der Standortfrage habe sich die Ratsmehrheit in eine Sackgasse hineinmanövriert. Dieser Stillstand muss schnellstmöglich beendet werden", so Santelmann. CDU-Fraktionsvorsitzender Ewald Vielhaus sieht die "Daten und Synergien", die den Rat zu seinem Votum pro Neubau veranlasst hatten, als überholt beziehungsweise durch den Standort ad absurdum geführt an. "Den vorgeschlagenen Standort am Krumbachskothen will keiner.

Wenn wir aber mehr Fläche brauchen und dazukaufen müssen, ist man schnell bei 40Millionen Euro. Das ist doch Krampf." Deshalb möchte die CDU das Fass neu aufmachen. Eigentlich sei man nach wie vor für einen Neubau an der Stadthalle, das sei aber nicht mehrheitsfähig, so Vielhaus. "Wir müssen uns noch einmal alle Alternativen anschauen, auch die Sanierung."

Dass Santelmann die Sanierung ins Gespräch gebracht hat, freut auch Horst Becker, Fraktionsvorsitzender der FDP. "Gemeinsam mit den Grünen werden wir für die Ratssitzung vor Weihnachten den Antrag einbringen, den Neubaubeschluss aufzuheben und das Rathaus endlich zu sanieren." Man spare Millionen, habe keine Sorgen mit dem neuen Standort und den Grundstücken. Becker ist sich sicher, dass trotz der gestiegenen Baukosten eine "komfortable Sanierung" deutlich günstiger als der Neubau wäre.

Auch Christian Wiglow, Bürgemeister-Kandidat der SPD, will den Ratsbeschluss aufheben. "Die Geschäftsgrundlagen haben sich massiv geändert", begründet er. Es sei nicht mehr so dringlich, den Rathausplatz für ein möglichen Einkaufszentrum freizubekommen.

Mit den Häusern Markt 17 bis 20 und dem Parkhaus Kirchgasse gebe es inzwischen gute Alternativen zur Stärkung der Innenstadt. "Und dass ein Neubau nicht viel teurer als eine Sanierung wird, das glaubt doch kein Mensch mehr." Wiglow zum Thema Glaubwürdigkeit der Politik: "Man muss mutig genug sein, zu sagen: So geht’s nicht weiter."

Die Bürger Union (BU) will sich an dieser neuen Debatte nicht mehr beteiligen. "Ich bin es leid, ich verliere die Lust an dieser Sache", sagt Fraktionsvorsitzender Lothar Diehl. Es sei auch eine Frage des Rückgrates, bemerkte er und sieht die geplante Aufhebung des Ratsbeschlusses vor allem als wahltaktisches Manöver an. Aus BU-Sicht wäre nach wie vor ein Neubau die beste Lösung. "Man darf nicht nur die Kosten vergleichen, sondern muss auch auf die Nachteile einer Sanierung schauen." Eine Überlegung will Diehl dennoch nicht ausschließen: Ein Rathaus-Neubau an gleicher Stelle.

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