Ratingen: Superstar Allwetterbad Lintorf

Das Schwimmbad ist zu einer regionalen Erfolgsgeschichte geworden. Dabei sollte es eigentlich nur den Bedarf im Stadtteil decken.

Ratingen. Erfolg ist eine relative Angelegenheit. Ist es ein Erfolg. wenn Stadtwerke gut acht Millionen Euro in ein Schwimmbad investieren und fortan dessen Betrieb mit 1,5 Millionen bis zwei Millionen Euro subventionieren? Das klingt nach einer ziemlich schlechten Bilanz.

Aber Cornelia Karthaus ist dennoch stolz darauf. Sie leitet die Bäder- und Saunabetriebe der Stadtwerke, also auch das Allwetterbad Lintorf - das 8,3 Millionen-Euro-Freitzeitspaßprojekt.

Kosten hin, Zuschuss her: Für Cornelia Karthaus ist das am 1.August 2006 eröffnete Freizeitbad eine einzige Erfolgsgeschichte. Und die Zahlen geben der Abteilungsleiterin recht. Für die letzten fünf Monate des Jahres 2006 hatten die Stadtwerke mit 50 000 Besuchern gerechnet, 89 000 passierten die Kassenzone. Für 2007 waren 125 000 Gäste geplant, tatsächlich lösten 189 000 Besucher Eintrittskarten. Im vergangenen Jahr waren es sogar 208 000.

Ähnlich verlief die Entwicklung in der aufwändig gestalteten Saunalandschaft mit Umkleide- und Ruhehaus. Fast 40 000 Gäste im vorigen Jahr bedeuteten eine Steigerung von etwa 14 Prozent gegenüber dem Jahr 2007 und eine Vervierfachung des Besuches im Vergleich zu 2006.

"Eigentlich war das Allwetterbad als Schwimmbad für den Stadtteil geplant. Mittlerweile kommen sogar Gäste aus dem Ruhrgebiet zu uns", so Karthaus.

Das Allwetterbad ist ein Aushängeschild für Ratingen geworden. Deshalb ist es den Stadtwerkern auch nicht unangenehm einzuräumen, dass die Erfolgsgeschichte ihren Preis hat. Bis zu zwei Millionen Euro steuert das städtische Unternehmen nach Angaben seines Chefs, Friedrich Schnadt, jedes Jahr zum Betrieb der Anlage bei.

Das bedeutet bei insgesamt etwa 250 000 Besuchern eine Subvention von sechs bis acht Euro je Eintrittskarte - und ist im Vergleich zu kommunalen Bädern in anderen Städten völlig normal. Außerdem ist es sinnvoll. "Wir können nicht beklagen, dass unserer Kinder sich zu wenig bewegen und dann keine Schwimmbäder vorhalten. Und nebenbei ist das auch ein so genannter weicher Standortfaktor", sagt Cornelia Karthaus. Solche Dinge spielten auch eine Rolle, wenn sich Unternehmungen in einer Stadt ansiedeln wollen.

Ob sich die Frühschwimmer, die sich fast jeden Tag am Beckenrand treffen, oder die Saunagäste über so etwas Gedanken machen, hat sie noch niemand gefragt. Es spielt auch keine Rolle.

Bürger stimmen über solche Einrichtungen und deren Akzeptanz üblicherweise mit den Füßen ab. Und wenn es danach geht, bekommen die Stadtwerke und das Allwetterbad bisher locker und leicht die absolute Mehrheit.

Geplant war die Saunaanlage für 60bis 70Gäste gleichzeitig, heute sind mitunter bis zu 200 Leute auf dem weitläufigen Gelände unterwegs. Damit ist laut Karthaus nun die Grenze erreicht. Mehr gehe einfach nicht. "Deshalb haben wir den Ansturm durch Drei- und Vier-Stundentarife für Berufstätige ein bisschen entzerrt", erklärt die Abteilungsleiterin.

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