Reinalde Wahnrau-Sander: „Auch ich bin ein wenig Hexe“

Autorin Reinalde Wahnrau-Sander befasst sich mit mysteriösen Frauen und liest aus ihrem Buch im Museum vor.

Wülfrath. Sie lächelt. Sie lehnt sich zurück. Sie faltet die Hände. Und sie sagt’s mit einem Schmunzeln, aber mit Nachdruck: „In allen Frauen steckt eine Hexe. Auch ich bin ein wenig Hexe.“ Hexen hat die 75-jährige Autorin zum Thema in ihren jüngsten Kurzgeschichten gemacht. Am 4. November liest sie daraus im Niederbergischen Museum vor.

Neue Geschichten, aber auch Geschichten aus dem Fundus, „die aber allesamt in dieser Zusammenstellung noch nie vorgetragen wurden“, wird die ehemalige Realschullehrerin lesen. Eines haben sie alle gemeinsam: das Thema Frau. „Damit kenne ich mich am besten aus. Ich bin ja auch eine“, sagt sie.

Zwischen den Vorträgen will sie erzählen, will sie insbesondere der Frage nachgehen: „Was ist eigentlich eine Hexe?“ Denn das Hexen-Bild habe sich über die Zeiten gewandelt. Darüber wolle sie ebenso sprechen. Schon zu Odysseus Zeiten habe es Hexen gegeben. „Oder man denke nur an die Hexenverbrennung im Mittelalter.“

Ihr ganz persönliches Hexen-Bild ist von Märchen geprägt: „Mit Buckel, Warze auf der Nase und Raben auf der Schulter.“ Im Laufe der Geschichte habe die Hexe an Grauen verloren. „Die böse Hexe gibt es nicht mehr.“ Als Beispiel nennt sie die Kinder-Hexe Bibi Blocksberg. „Heute haben Hexen was Religiöses, was Mystisches, Mysteriöses, vielleicht auch Erotisches, das sie anders sein lässt.“

Der Mythos Hexe interessiere sie, „wie starke Frauen auch. Denn die gab und gibt es zu allen Zeiten und in allen Schichten, die sich ihrem Schicksal nicht einfach ergeben.“ Das reize sie. Darüber wolle sie schreiben.

Um „sich etwas von der Seele zu schreiben“, formuliert Wahnrau-Sander, habe sie mit dem Schreiben angefangen. Über die Schreibwerkstatt ist sie schließlich nach ihrer Pensionierung zu einer strukturierten Herangehensweise gekommen. Inzwischen lasse sie sich beim Schreiben antreiben.

„Ich habe eine Grundidee für die Figur der Hauptperson, doch die bekommt im tatsächlichen Schreibprozess häufig ein Eigenleben, von dem ich dann selbst oft überrascht bin. Das ist für mich Antrieb und Erlebnis. Schreiben wird dann zum Abenteuer“, sagt sie. Drei Bücher hat sie bisher mit ihren Kurzgeschichten veröffentlicht.

Manchmal reiche ein Wort als Inspiration, sagt Reinalde Wahnrau-Sander, oder eine Meldung in der Tageszeitung.

Sie befasse sich gerade mit einer neuen Idee. „Eine spannende Geschichte.“ In der geht es um einen tatsächlichen Leichenfund. Ein Mann. „Von der Frau war nichts zu lesen. Aber deren Geschichte will ich erzählen“, mehr verrät sie nicht. Vielleicht liest sie die Geschichte nächstes Jahr vor, wieder im Museum. . .

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