TB Wülfrath: Und wieder ins Leere gerutscht

Beim TBW macht Redakteur Thomas Reuter das etwas andere Handballtraining auf dem Sportplatz mit.

Wülfrath. Warum eigentlich immer Alt gegen Jung? Und warum lassen die Jungen den Ältesten immer wieder alt aussehen? Das Training läuft vielleicht 20 Minuten. Und mich quälen nicht nur chronischer Luftmangel und ein zunehmendes Ziehen in den hinteren Oberschenkeln, sondern auch diese Fragen.

Und: Wieso tue ich mir das eigentlich an? Die Landesliga-Handballer des Turnerbunds Wülfrath (TBW) bereiten sich auf die neue Saison vor — und das nicht nur in der Halle, sondern vor allem auch unter freiem Himmel. „Mach doch mal mit“, hat Trainer Olaf Schulz gesagt. Und da bin ich nun und pfeife aus dem letzten Loch.

Erst seit einer Woche greifen die Jungs von Schulz wieder zum Handball. Doch die Saisonvorbereitung läuft schon länger. „Es ist gut für uns, dass wir die Möglichkeit haben, auf den Erbacher Berg auszuweichen, wenn die Halle geschlossen ist“, lobt er die Bedingungen. So werden auf dem Sportplatz die Grundlagen geschafft: „Kraft, Koordination und vor allem Kondition“ sind laut Schulz die Themen. Beim Wort „Kondition“ lächelt er.

An diesem Abend soll es eigentlich in den „Sandkasten“ gehen. In der hinteren Ecke des Erbacher Bergs, neben dem zweiten Kunstrasenplatz, befindet sich das Feld, auf dem Beachvolleyball oder auch Beachhandball gespielt werden kann. Kurz vor Trainingsbeginn hatte es geregnet. „Dann ist der Sand nix“, weiß Schulz. Stattdessen ruft er seine Jungs auf den sandigen Kunstrasen. Fußball!

„Handballer sind die besseren Fußballer“, witzelt der Coach und teilt schnell die Teams ein: „Alt gegen Jung.“ Gerade 30 geworden, zählt TBW-Rückkehrer Chris Bauer zu den Alten. Auch Martin „Schulzi“ Schulz, seit elf Jahren inzwischen Dauerbrenner in der „Zweiten“ des TBW, ist nicht älter. Die Jungen um Dampfplauderer Niels Kapitzke („Ich schieße gleich mal ein romantisches Tor“) und ebenfalls „Wieder-Wülfrather“ Philip Hellmond scheinen sich die Hände zu reiben. Mir schwant Böses.

Und die Jungs machen gleich Dampf. Ist schließlich Konditionstraining. Ein schneller Antritt, eine Täuschung — und schwupps, schon rutsch’ ich ins Leere. Niels ist vorbei, ein trockener Schuss und der Lederball schlägt bei „Schulzi“ ein.

„Der hat ja Angst“, kommentiert von hinten Flori Geyer, der im nächsten Moment drei Alte vor sich sieht. Ein Tempogegenstoß, Überzahl, ein leeres Tor — da kann selbst ich nichts falsch machen.

Die Euphorie hält nur kurz. Zum gefühlt dritten Mal werde ich binnen einer Minute getunnelt. „Sogar vom Thede“, merkt „Schulzi“ an. 70 Minuten Kicken, Laufen, Sprinten, Abbremsen, Drehen — die gut gelaunte Mannschaft hat immer Puste für einen Spruch auf Kosten eines Mitspielers.

Es wird viel gelacht. Ich befürchte Krämpfe (die auch in der Nacht ausbleiben). „Die Stimmung passt. Echt harmonisch alles“, sagt Trainer Schulz. Die Alten gewinnen — sagt der Trainer. Er muss es ja wissen. Der Trainer hat immer Recht. Ich widerspreche nicht.

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