Theater „Minestrone“ feiert Jubiläum mit drei Aufführungen

Bunt, skurril und mit viele Liebe fürs Detail: „Nachts im Fundus“ begeistert das Publikum.

Wülfrath. Vollgestellt mit Pappkartons und Kleiderstangen präsentierte sich die Bühne in der Kathedrale: Dort feierte das Theater Minestrone mit gleich drei Aufführungen ihr 20-jähriges Bestehen — mit dem selbst verfassten Jubiläumsstück „Nachts im Fundus“.

Über die Jahre hat sich so einiges im Fundus der Theatergruppe angesammelt. Von goldenen Glitteranzügen, Gewändern voller bunter Federn oder überdimensional großen Nachthemden lässt sich so manch ein Schmuckstück oder Kuriosität in den Kisten finden. Vom Dschungelbuch bis zum Märchen von der Zauberflöte oder Shakespeare´s „Was ihr wollt“ — in die unterschiedlichsten Rollen schlüpften die Gruppenmitglieder bislang für ihr Publikum. Und jedes Stück hat auch seine Helden, Witzfiguren oder tragischen Pechvögel. Zum Jubiläum haucht Regisseur Daniel Diekmann all diesen besonderen und vielleicht schon in Vergessenheit geratenen Rollen neues Leben ein und kreiert auf der Bühne ein komödiantisches Wiedersehen der besten Rollen aus den vergangenen Stücken.

„Nachts im Fundus“ tauft die Theatergruppe ihr Jubiläumsstück, indem die alten Figuren gebunden an ihre Kostüme nachts zum Leben erwachen. Nur was macht die Königin aus dem Stück „Der Zauberlehrling“, wenn sie nicht mehr als uneingeschränkte Herrscherin auf der Bühne stehen kann? Und wie soll sich der schmierige Italiener Luigi aus dem Stück „Essen ist (k)ein Verbrechen“ die Zeit vertreiben, wenn er die Herzen des weiblichen Publikums nicht mehr erobern kann? In einem Bewerbungstraining für ausgediente Theaterrollen treffen die Figuren, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, auf der Suche nach einer neuen Lebensbeschäftigung aufeinander.

Bunt, laut, skurril aber vor allem mit viel Liebe zum Detail präsentieren die Figuren ihre individuellen Rolleneigenschaften und Charaktere. Und alle scheinen auch ihre Anhänger im Publikum zu haben. So wie der abgedrehte, bunte Papageno aus der „Zauberflöte“, die lispelnde, hinterhältige Schlange Kaa aus dem „Dschungelbuch“, die nur ihr Imperium Kaa-Stadt im Sinn hat oder die eingebildete Weinkönigin Tatjana aus dem Stück „Mörderische Auslese“. Jede Rolle erntet ihren Szenenapplaus.

Doch der Fundus ist in Gefahr. Die Stadt Wülfrath braucht die Räumlichkeiten zur Aktenlagerung. Rund zwei Stunden versuchen die ausgedienten Rollen, ihre Existenz vor dem Müllschredder zu retten. Als am Ende die alten Kostüme auf einer Auktion versteigert werden sollen, entpuppt sich die Putzfrau als Retterin der Rollen. Sie war zuvor hinter das Geheimnis der verstaubten Kostüme gekommen und will auf der Auktion den gesamten Fundus aufkaufen.

Nach einer kurzen Rücksprache mit dem stellvertretenden Bürgermeister Wolfgang Preuß, der auch im Publikum vertreten war, wurde der Verkauf genehmigt. Die Rollen waren gerettet.

Regisseur Daniel Diekmann konnte sich hingegen erst auf der anschließenden Premierenfeier so richtig entspannen. „Ich bin die ganze Zeit unruhig im Hintergrund auf und ab getigert. Auch wenn sie es super gemacht haben, will man als Regisseur ja gerne immer noch Verbesserungsvorschläge dazwischen rufen“, sagte Diekmann und lacht dabei.

Das Publikum war absolut zufrieden mit der Vorstellung. „Ich habe mir jetzt schon mehrere Stücke der Gruppe angesehen und will auch in Zukunft keins mehr verpassen“, sagte ein begeisteter Frank Schallenberg. „Heute hat mir der Papageno aus der Zauberflöte besonders gut gefallen. Dies Rolle kennen ja die meisten. Und heute ist sie super umgesetzt worden“, so Schallenberg.

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