Unfall: Rampen als Stolperfallen

Eine 87-Jährige stürzt über einen der neuen Aufgänge vor den Geschäften und bricht sich mehrere Rippen. Die Stadt will reagieren.

Wülfrath. So hatte sich Kläre Dietrich ihren Samstagvormittag nicht vorgestellt. „Von jetzt auf gleich lag ich auf dem Boden. Ich wusste gar nicht, was mir geschah. So flott ging das“, berichtet die Seniorin im Gespräch mit der WZ. Bei ihrem Sturz in der Fußgängerzone zog sie sich Rippenbrüche und Prellungen zu. Auch drei Wochen nach dem Unfall hat die 87-Jährige noch große Schmerzen. Ihr Sturz ist kein Einzelfall. Nun befasst sich auch die Politik mit dem Thema.

Mit der Neugestaltung der Fußgängerzone haben sich bei dem einen oder anderen Geschäft neue Eingangssituationen ergeben. Bei Tabakwaren Hettwer und am Bilder- und Büromarkt Kleinert wurden schlanke Rampen angelegt, die das Niveau zwischen Fußgängerzone und Ladenlokal ausgleichen. „Die Idee ist auch gut, die Umsetzung aber nicht“, sagt Uwe Dietrich, Enkel der gestürzten Seniorin, der die Rampe vor dem Tabakladen zum Verhängnis wurde.

Kläre Dietrich trifft sich jeden Samstag mit Bekannten in der Innenstadt. „Bei Paciello trinke ich einen Cappuccino. Dazu töttern wir.“ Ein gemütlicher Vormittag eben. Auf dem Nachhauseweg war es am 3. November mit der Freude vorbei. Im gleichen Grauton wie das Pflaster wird die Rampe zur Eingangstür geführt. Das Problem: Die Kante der Rampe ist nicht sofort zu entdecken — eine echte Stolperfalle. „Ich habe es gar nicht mitgekriegt“, sagt sie.

Kläre Dietrich ist kein Einzelfall. Das bestätigt Einzelhändler Joachim Hettwer. „Vor Frau Dietrich sind auch schon Leute gefallen. Immer wieder stolpern Leute, nicht nur alte Menschen. Auch nach dem Vorfall mit Frau Dietrich ist es immer wieder zu Stürzen gekommen“, sagt er der WZ.

Die Stadt hat erste Konsequenzen gezogen. Die Kante der Rampe zum Pflaster hin wurde mit einem Streifen markiert, „damit die Stufe besser sichtbar ist“, wie Planungsamtsleiterin Christiane Singh sagt. Nur: In der Dämmerung unterscheidet sich diese Kante nicht mehr von den schwarzen Naturpflastersteinchen, die die Rampe umrahmen. „Da muss sich was tun. So kann es nicht bleiben“, bestätigt Singh.

SPD-Ratsherr Axel C. Welp will die Rampen und die Unfälle zum Thema im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung in der kommenden Woche machen. Auch die Wülfrather Gruppe hat der Stadt schon geschrieben und mahnt Abhilfe an.

Die Händler helfen sich selbst. Zum einen stellen sie Ständer ans Ende der Rampe, „damit da keiner runterfällt“, so Hettwer. Er hat außerdem schwarz-gelbe Markierungsbänder bestellt. „Die klebe ich dann auf.“ Schon in der Bauphase habe er auf die Gefahr hingewiesen. „Ich habe zwei Mails ans Planungsamt geschickt. Antworten gab es nicht.“

Diese Erfahrung hat auch Kläre Dietrich gemacht. Am Montag nach dem Unfall habe sie sich im Bürgerbüro gemeldet. „Dreimal wurde ich zu unterschiedlichen Ansprechpartnern durchgestellt. Zurückgerufen wurde ich aber seither nicht. Das finde ich schon traurig“, sagt sie. Die Stadt bedauert den Unfall. Specherin Franca Calvano: „Das ist natürlich traurig. Aber der Fall ist uns im Rathaus gar nicht bekannt.“ Sie wolle aber nicht ausschließen, dass das Thema irgendwo auf einem Schreibtisch liegen geblieben ist.

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