Velbert: Telefon-Abzocke immer dreister

Falsche Versprechen: Die Verbraucherzentrale Velbert berät immer öfter Kunden, die Ärger mit Telefon- und Internetanbietern haben.

Velbert. Wer kennt das nicht? Das Telefon klingelt und eine nette Stimme am anderen Ende der Leitung möchte etwas verkaufen. Einen DSL-Vertrag zum Beispiel. Super schnell und super billig. Und der Anbieterwechsel, verspricht die nette Stimme, ist auch kein Problem. Viel zu schnell willigen Verbraucher immer wieder in Verträge solcher Anbieter ein. Sei es am Telefon, an der Haustür oder durch einen Werbeflyer. Ohne deren Seriosität zu prüfen. Und dann stellt sich heraus, dass die schnelle Internetverbindung gar nicht so flink, der Preis dafür aber überteuert ist. Aus dem alten Telefonvertrag kommt man doch nicht raus und manchmal stellt sich sogar heraus, dass die Leitung erst in einigen Monaten verlegt wird.

Am Ende haben viele dieser Verbraucher eins gemeinsam: Sie stehen Andreas Adelberger von der Verbraucherzentrale Velbert gegenüber und hoffen, dass er sie aus dem Dilemma rausboxt.

Rund 10000 Bürger haben im vergangenen Jahr einen Ansprechpartner bei der Verbraucherzentrale Velbert gesucht. Die meisten von ihnen wegen untergeschobener Telekommunikationsverträge, leeren Versprechen bei DSL-Anschlüssen und Abzocke am Telefon und im Internet. Und eines vorweg: Nicht nur der Bürger, sondern auch die Verbraucherzentrale selbst musste sich über ihren Telefonanbieter ärgern.

"Dabei kann der Verbraucher sich vor solch einem Ärger leicht schützen", sagt Berater Andreas Adelberger. "Grundsätzlich gilt: Niemals sofort einen Vertrag eingehen. Immer erst vergleichen. Und von Haustürgeschäften sollte man generell die Finger lassen."

In vielen Fällen kann die Verbraucherzentrale helfen. Wie etwa einem Senior, der von einem windigen Geschäftsmann eine Internetverbindung aufgeschwatzt bekommen hat. Dabei besitzt er nicht einmal einen Computer. An ihrem eigenen Ärger mit der deutschen Telekom konnte die Verbraucherzentrale aber nichts ändern: Nach dem Umzug in die Friedrichstraße wurde im Telefonbuch die falsche Telefonnummer abgedruckt...

Aber nicht nur das Internet macht den Verbrauchern Sorgen. Auch Energie ist immer wieder ein Thema. So spricht Andreas Adelberger häufig über Stromanbieterwechsel und Energieausweis. Der wird ab 1. Juli verpflichtend für Hauseigentümer, die verkaufen oder vermieten wollen, und deren Gebäude vor 1965 gebaut wurde. So wurde eine 80-jährige Hausbesitzerin Opfer eines fiesen Abzockers , der ihr einen solchen Ausweis für mehrere Tausend Euro aufgedrängt hat.

Senioren sind auch meistens die Opfer des Betrugsdauerbrenners Kaffeefahrt. "Das sind seriös gekleidete Abzocker, die gewieft vorgehen", sagt Adelberger. Und die Dimensionen werden immer größer. "Vor ein paar Jahren noch wurden Heizdecken für 300Mark verkauft." Nicht zu vergleichen mit dem Fall, den der Berater zurzeit bearbeitet. Velbertern wurden Nahrungsergänzungmittel verkauft. 30 Gläschen à 20 Milliliter für sage und schreibe 1298 Euro. Der Inhalt: Fruchtsaft.

Rund 1500 Rechtsberatungen wurden 2007 in Anspruch genommen. Das ist neuer Rekord - allerdings auch mit einem faden Beigeschmack. Denn da Andreas Adelberger die einzige Vollzeitkraft in der Verbraucherzentrale ist, kommen viele Ratsuchende telefonisch nicht zu ihm durch. "Die Probleme werden immer komplexer. Nur wenn man sich Zeit nimmt, kann man etwas erreichen", sagt er und lächelt. "Und in vielen Fällen gelingt das auch."

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