Weihnachtsbäume: Fichte sticht, Tanne nicht

Gut vier Wochen vor Weihnachten hat der Ansturm auf Baumschulen längst begonnen.

Wülfrath. Vorweihnachtlicher Baumschmuck: Taschentücher, rote Wimpel oder auch kleine Plastiktüten zieren etliche Tannen und Fichten in der Baumschule Von den Eichen in Wülfrath. „Die sind markiert“, klärt Chefin Elke Rochel auf.

Manche Kunden gehen auf Nummer sicher und haben sich schon vor Wochen ihren persönlichen Weihnachtsbaum ausgesucht und reserviert. Und damit ihnen niemand das gute Stück wegschnappt, werden die Bäume entsprechend gekennzeichnet. Bis kurz vor dem Fest bleiben die ausgewählten Blau- und Rotfichten sowie Nordmanntannen stehen und können noch ein Millimeterchen wachsen. Je nach Wunsch werden sie dann abgesägt und angespitzt oder samt Ballen ausgegraben.

„Alle selbst gepäppelt“, versichert Elke Rochel und zeigt auf die Felder mit den verschiedenen Arten. Um den großen Bedarf in den letzten Wochen vor Weihnachten zu decken, müsse man aber auch noch dazukaufen — vor allem Nordmanntannen.

Denn Weihnachtsbaumverkauf ist kein schnelles Geschäft. Wenn sie die 20 Zentimeter hohen, vorgezogenen Setzlinge einpflanze, seien die schon drei bis vier Jahre alt. Die Winzlinge fallen im hohen Gras kaum auf und müssen gut gepflegt werden. „Düngen, mähen, gegen Schädlinge behandeln, Stärkungsmittel spritzen, ab und zu ein Korrekturschnitt“, zählt Rochel an notwendigen Arbeiten auf.

Bei einem Längenwachstum von etwa 20 Zentimetern pro Jahr haben die Tannen und Fichten nach weiteren sechs bis sieben Jahren ihre Verkaufsgröße erreicht. „Es ist richtig aufwendig geworden, weil die Leute heute Bäume wie aus dem Bilderbuch haben wollen. Früher durfte ein Weihnachtsbaum auch mal einen krummen Zweig haben.“ Und selbst wenn ein Bäumchen kerzengerade gewachsen ist, kann es passieren, dass sich ein Bussard auf die Spitze setzt und sie abbricht — „so ist die Natur eben“, sagt Elke Rochel lachend.

Gewandelt haben sich aber nicht nur die Ansprüche an Form und Wuchs, sondern auch die Vorlieben: Früher war die Rotfichte der gängige Weihnachtsbaum. Wer es etwas edler wollte, wählte eine Blaufichte (fälschlicherweise oft Blautanne genannt) mit ihren silbrig-bläulich gefärbten Nadeln. „Die riechen auch sehr gut“, weiß Elke Rochel, die mit ihrem Mann Norbert die alteingesessene Baumschule übernommen hat.

Seit einigen Jahren stehen in der Käufergunst die Nordmanntannen hoch im Kurs — wegen der weichen Nadeln und langen Haltbarkeit. Allerdings tun sich diese Tannen mit dem fetten Wülfrather Boden etwas schwer und wachsen zu langsam. Rochel: „Die gehen bei zu guter Ernährung in die Breite, nicht in die Höhe — wie die Menschen.“

Auf einem kleinen Nebenfeld versuchen die Rochels noch eine Besonderheit zu ziehen: die Korktanne, auch Rocky-Mountains-Tanne genannt. Mit ihren bläulich bis silberfarbenen und weichen Nadeln sowie ihrem angenehmen, zitronenartigen Duft steigt ihre Beliebtheit.

In die Höhe wachsen sie dagegen eher langsam: Sie brauchen mindestens zehn Jahre, bis sie Verkaufsgröße erreicht haben. Außerdem sind sie frostempfindlich, was in den vergangenen Wintern einige Ausfälle verursacht hat. Wie teuer dieser „Mercedes“ unter den Weihnachtsbäumen einmal sein wird, weiß Elke Rochel jetzt noch nicht. „Die sollen erst mal groß werden.“

Ein ganz edles Bäumchen ist auch die Zuckerhutfichte, die es nur auf zwei, drei Zentimeter Jahreswachstum bringt und in Form gebracht als Kübelpflanze verkauft wird — für kleine Wohnungen. In der Form ähnelt sie einer Buxpyramide, nur schlanker. 35 Euro kostet das ein Meter hohe Exemplar.

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