Wolfgang Diedrich: „Hier kenn’ ich jeden Stein“

Ratingen. Als „Ratinger Jong“ liebt er besonders die Innenstadt – und den Arkadenhof.

"Das ist für mich einer der schönsten Flecken in der Stadt." Wolfgang Diedrich, Alt-Bürgermeister, muss nicht lange überlegen, als er nach seinen Lieblingsplätzen in der Stadt gefragt wird. Der Arkadenhof mit dem Verkeshirten-Denkmal zählt dazu, aber auch das Ratinger Brauhaus und natürlich der auch Marktplatz.

Im Arkadenhof habe man aber einen schönen Kontrapunkt zu dem eher lebhaften Treiben auf dem Markt. "Das ist ein schöner Ruheraum, wo man gemütlich in der Sonne sitzen und seinen Gedanken nachhängen kann." Der Arkadenhof werde von vielen verkannt. "Der hat richtig Flair."

Mein Ratingen

Das Verkeskirten-Denkmal hat es ihm besonders angetan. "Das ist ein schönes Stück Heimat und Heimatgeschichte. Ich hänge sehr an der Sage von der Märch. Wobei ich mich wundere, dass in Ratingen Trüffel gesucht wurden", lacht Diedrich.

Die große Bronze-Skulptur, die die "Jonges" der Stadt gestiftet haben, bildet die Sage des jungen Hirten ab, dessen Schweine im Wald beim Trüffelsuchen auf der verschollene Märch, die Hauptglocke von St.Peter und Paul, gestoßen sein sollen.

Noch in seiner Amtszeit als Bürgermeister hatte Diedrich quasi die Patenschaft für das Denkmal übernommen und regelmäßig gereinigt und von Abfall befreit. "Hier am Stadtgraben und dort am Dicken Turm haben wir auch als Kinder schon gespielt, Kaulquappen gefangen - damals stand noch Wasser in den Stadtgräben." Und es habe die Figur eines Schäfers mit Flöte gegeben - wo die geblieben ist, wisse niemand.

Wo er sich noch gerne aufhält? Im Ratinger Brauhaus - das sei auf eine ganz spezielle Art "sein Kind". "Ich habe viel Überredungs- und Überzeugungsarbeit geleistet, damit Hans-Willi Poensgen dort eine Hausbrauerei betreibt."

Ratingen sei schon im Mittelalter eine Hochburg des Brauwesens gewesen, die Stadt hatte lange Zeit das Monopol auf die Kräutermischungen fürs Brauen. "Hier wurde auch viel früher als in Dortmund Hopfenbier gebraut", weiß Diedrich, der sich intensiv mit der Thematik beschäftigt hat.

Um 1900 habe es noch zehn Brauereien in der Dumeklemmerstadt gegeben. Um diese Tradition wieder aufleben zu lassen, hatte er einen Freundeskreis gegründet, Brauereien und Hersteller für Braugerätschaften besichtigt - und Poensgen letztlich überzeugen können. Inzwischen ist das "Ratinger Alt" ein echter Renner.

Als echter "Ratinger Jong" kennt Diedrich jeden Stein in der Innenstadt. "Für mich ist Ratingen die schönste Stadt, die ich kenne", sagt er, der auch eine Zeit lang in Köln gewohnt hat - das gibt seiner Liebeserklärung an die Dumeklemmerstadt noch mehr Gewicht. Ratingen habe alles, was man brauche.

Dabei ist Ratingen für ihn mehr als nur die Altstadt. Ratingen - das sind auch die schönen, unverwechselbaren Stadtteile mit ihren Eigenheiten. "Bei der kommunalen Neugliederung wurden die Stadtteile zusammen gelegt, nicht eingemeindet - das ist ein wichtiger Unterschied. Jeder Ortsteil konnte seinen eigenständigen Charakter bewahren."

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