Wülfrath: Hilfe, mein Kind ist hochbegabt

In der Bergischen Diakonie gibt es auch eine Diagnostik für Kinder mit hohem IQ.

Wülfrath. Viele Eltern wünschen sich ein begabtes Kind, eins, das in der Schule gute Noten hat und im Beruf erfolgreich wird. Sorgen, so denkt man, bereitet ein Kind, das den Unterrichtsstoff schwer lernt. Aber es gibt noch eine dritte Sorte Schüler: die Hochbegabten. Zwei Prozent aller Kinder sind hochbegabt, haben einen Intelligenzquotienten (IQ) von 130 und darüber. Etwa 80 Prozent dieser Kinder haben mit ihrer Intelligenz kein Problem. Doch manche fühlen sich unverstanden, sind in der Schule unterfordert, stören den Unterricht, weil sie sich langweilen, und schreiben keine Bestnoten.

Oft werden Kinder nicht als hochbegabt erkannt, landen sogar auf Förderschulen. "Je früher erkannt wird, dass ein Kind hochbegabt ist, desto besser", sagt Dr. Christof Loose vom Heilpädagogisch-Psychotherapeutischem Zentrum der Bergischen Diakonie Aprath. Die Ambulanz für Lern- und Leistungsstörungen, in der emotional und sozial auffällige Kinder in mehreren Sitzungen untersucht werden, besteht seit 2006. Zwei bis drei junge Patienten pro Woche kommen mit ihren Eltern in die Sprechstunde - aus dem Kreis Mettmann, Wuppertal, Solingen und Remscheid. Dr. Loose nennt Beispiele: Ein zwölfjähriger Gymnasiast hat Konzentrationsstörungen, wird in der Schule schlechter, ist aggressiv. Die Lern- und Leistungsdiagnostik in der Institutsambulanz zeigt, dass der Junge einen IQ von 130 hat. Gleichzeitig hat er ADS, ein Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, das bei hochbegabten Kindern etwa drei Mal häufiger auftritt als bei anderen. Durch seine Ablenkbarkeit erreichte er "nur" durchschnittliche Noten, seine Begabung ist nicht erkannt worden. Neben der Diagnostik entwickelt Dr. Loose mit den betroffenen Familien Strategien, wie Probleme vermindert werden können, wobei eine Therapie - in der Bergische Diakonie oder bei niedergelassen Psychotherapeuten - manchmal nötig ist.

Ein anderes Beispiel: Eine siebenjährige Grundschülerin hat Kopf- und Bauchschmerzen, fehlt oft in der Schule. Dabei konnte sie schon lesen, als sie eingeschult wurde. Bald galt sie als Streberin. Daher passte sie sich dem Niveau der Klasse an, aber der Unterricht war ihr zu langweilig. Die Schmerzen schützten sie vor dem Schulbesuch.

Neben den Lern- und Leistungsproblemen ist es wichtig, dass die Kinder soziale Fertigkeiten erlernen. Eine Schule nur für Hochbegabte hält Loose für problematisch: "Hochbegabte sollten zwar angemessen geschult werden, aber sie müssen lernen, ihre Fähigkeiten in die Gesellschaft einzubringen. Um ihren Fähigkeiten gerecht zu werden, sollten Lehrer im Unterricht neue Möglichkeiten eröffnen und reiz- bzw. anspruchsvolles Aufgabenmaterial zur Verfügung stellen."

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