Wülfrath: Im Feuerwehranzug in die Edelstahlwanne

Mit dem Tauchsportclub gingen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr im Hallenbad unter Wasser – ein Test für den Ernstfall.

Wülfrath. Blubberblasen quellen hoch und zerplatzen an der Wasseroberfläche. Langsam taucht eine Vollgesichtsmaske aus dem Wasser auf, dann die Sauerstoffflasche und schließlich die Taucherflossen. Nur der schicke hautenge Neoprenanzug fehlt. Stattdessen klebt ein blauer Feuerwehranzug am nassen Körper. "Freiwillige Feuerwehr Wülfrath" steht auf dem tropfendem Mantel.

Etwas außer Atem zieht sich der Feuerwehrmann unter professioneller Anleitung des Tauchsportclubs Wülfrath (TSC) aus dem Wasser. Die Sauerstoffflasche gibt ein warnendes Pfeifen von sich. Nur eine halbe Stunde kann man mit ihr unter Wasser bleiben, dann muss sie gewechselt werden.

Zum dritten Mal unterstützt der TSC die Freiwilligen der Feuerwehr an diesem Montagabend bei dieser speziellen Übung in der Wasserwelt. Dort können sie wegen der anstehenden großen Grundreinigung ungestört einen Extremeinsatz unter Wasser nachstellen.

"Bei der Wülfrather Wehr gibt es leider keine Tauchabteilung. Wenn hier etwas passieren würde, müssten erst die Kollegen aus Hilden anrücken", sagt Feuerwehrmann Uwe Dietrich. Das würde Zeit und im schlimmsten Fall auch Leben kosten. "Wir wollen vorbereitet sein."

Gespannt lauschen alle den Erklärungen von Tauchlehrer Jörn Hagemeyer, der mit Zeichensprache Anweisungen gibt. "Daumen hoch heißt Auftauchen, Daumen und Zeigefinger zusammengeführt bedeutet, dass alles in Ordnung ist. Und ein Tippen auf das Luftdruckgerät zeigt an, dass man seinen Druck kontrollieren muss", weiß Daniel Kaatz von der Freiwilligen Feuerwehr schon nach kurzer Zeit Training. Für ihn ist es das erste Mal, dass er mit der kompletten Montur ins kalte Wasser geworfen wird. "Der Anzug liegt hauteng an, ist vollgesaugt mit Wasser und daher sehr schwer."

Auf festem Boden sind die Feuerwehrmänner da einiges geübter. Noch am Vormittag hatten sie einen Einsatz bei Tedrive - in trockener Montur und auf gewohntem Terrain. "Die Sicht ist unter Wasser ganz anders. Man kann Entfernungen durch die Brille schlechter einschätzen", findet Uwe Dietrich und ist mit seinem Team dankbar für die Unterstützung des TSC.

"Am wichtigsten ist es, Ruhe zu bewahren", rät Ralf Zander, 2.Vorsitzender des Vereins. Mit wachem Auge drehen die geübten Taucher ihre Runde. Den Blick auf die große Edelstahlwanne gerichtet. Für viele Feuerwehrmänner ist dies Neuland - ein Ertrinken nicht ausgeschlossen. Besonders bei der Nachtübung ist Vorsicht angesagt. Mit Taschenlampen geht es ins dunkle Wasser. Nur der Lichtstrahl zuckt über den Schwimmbadboden. Nach zwei Stunden Training haben sich die Wehrmänner mit dem nassen Übungsgelände angefreundet. Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass sie das Erlernte zum Beispiel in einem der Wülfrather Steinbrüche nie anwenden müssen.

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