Wülfrath: Norbert Ziemen wechselt in eine andere Fahrrad-Liga

In der Fliethe werden keine Fahrradrahmen mehr gebaut. Den Handel gibt Norbert Ziemen an einen neuen Eigentümer weiter, während er eine neue Herausforderung bei einem weltweit aktiven Unternehmen sucht.

Wülfrath. Der ehemalige Telekom-Radprofi Rolf Aldag hat einen Grund weniger, nach Wülfrath zu kommen: Der "Fahrrad-Rahmen-Bauer seines Vertrauens" verlässt die Kalkstadt. Norbert Ziemen, der seit zehn Jahren Räder in Wülfrath baut - erst an der Fortunastraße, seit 2004 in der Fliethe am Praktiker-Parkplatz. Er folgt dem Ruf eines Radherstellers, "der mir ein zu verlockendes Angebot gemacht hat", wie Ziemen im WZ-Gespräch sagt.

Der 40-Jährige wird Technischer Leiter bei der Firma Steppenwolf in München. Baute Ziemen in Wülfrath 80 seiner maßgeschneiderten Rahmen, verantwortet er in Zukunft die Produktion von 20.000 bis 25.000 Rädern. Ziemen: "Das ist eine ganz andere Liga." Steppenwolf eröffne ihm ganz neue Möglichkeiten. "Ich kann das umsetzen, was ich immer wollte." Mit seinen Rädern "made in Wülfrath" sei das nicht möglich gewesen.

Ziemen machte aus der Not eine Tugend. Als er nach dem Studium keine Ingenieur-Stelle fand, machte er sich selbstständig - zuerst in den Räumen seines Onkels in Mettmann, hinterher in Wülfrath. Mit seinen speziell entwickelten Rahmen waren seine Tüfteleien bei Profis wie Aldag oder dem Triathlon-Weltmeister Dimitri Gaag heiß begehrt.

Logisch, dass so ein Ruf sich auch bei Fahrradproduzenten wie Steppenwolf positiven Anklang findet. "Ich hätte bis zu meiner Pensionierung hier in Wülfrath weiterarbeiten können", sagt Ziemen. "Reicht mir das, oder ist da noch mehr? Bei so einem Angebot konnte ich nicht ’nein’ sagen." Bei Steppenwolf, die die Rahmen in Asien produzieren und in Tübingen die Räder montieren, ist er unter anderem Leiter der Projektentwicklung und verantwortlich fürs komplette Qualitätsmanagement. "Eine tolle Herausforderung", schwärmt Ziemen.

Im Moment ist seine "Fahrrad-Schmiede" in der Fliethe aber auch ganz eng mit seinem neuen Job verbunden. Er baut für Steppenwolf zwei Prototypen - einen für den Mountain-Bike-Bereich sowie ein City-Trekking-Rad - an den Wülfrather Maschinen. "So eine Werkstatt haben wir in München nicht", merkt er an.

Der Fahrrad-Handel in der Fliethe bleibt mit seinem Service dem Standort erhalten. Sascha Petry übernimmt das Geschäft. Ziemen: "Die Kunden werden weiter den gleichen Service haben."

Übrigens: Im Süden der Republik führt Ziemen - neben dem Hightech-Job - erst mal ein Camper-Leben. Bis er für sich und seine Partnerin eine neue Wohnung gefunden hat, lebt er in einem Wohnwagen am Schliersee.

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