Wülfrath: Schweinelauf - Mit eisernem Willen ins Ziel

Knapp 300 Aktive starten am Sportplatz Düssel und verlieren auf den kurzen oder langen Strecken viel Schweiß.

Wüfrath. Aus der Ferne kann Joachim Friese nur noch die Konturen der Läufer erahnen. In ihren bunten Trikots sehen sie aus wie kleine Punkte am Horizont. Der Wuppertaler lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er geht an die Startlinie. Nein, Friese hat den Start nicht verschlafen. Alles okay. In diesem Jahr gehen die Walker zehn Minuten später auf die Strecke - die Schweineläufer wollen sich nicht in die Quere kommen.

Hoch in den Himmel zielt Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff mit der Pistole. "Ich schieße gut", versichert sie in Richtung der Organisatoren Ingo Winkelmann und Thomas Nasse vom Lions-Club. Ein Knall. Der Schweinelauf 2008 startet.

Fest umklammert auch Joachim Friese seine Nordic-Walking-Stöcke. Die Spitze des Stocks streift nur den Boden, mit Schwung rollt er den dem Stock entgegensetzten Fuß auf dem sandigen Boden ab. "Die Strecke ist landschaftlich wunderschön", wird er nach knapp einer Stunde resümieren. Doch bis dahin werden noch einige Schweißtropfen über sein Gesicht rinnen.

Vorbei an den malerischen Fachwerkhäusern lassen Friese und die knapp 300 Läufer den Aprather Teich, in Blüte stehende Rapsfelder und Weiden, auf denen Kühe grasen, hinter sich. Aber auf den Feldwegen treffen die Sportler noch auf eine kuriose Spezies: Ihren Bollerwagen mit Bierkästen beladen, macht sich der ein oder andere Papa mit seinen Freunden auf Vatertags-Tour.

Die letzten Kraftreserven gesammelt geht’s für die Schweineläufer über den Flehenberg, am Hundertwasser-Kindergarten vorbei, entlang der Kölnischen Landstraße wieder zum Düsseler Sportplatz - dem Start und Ziel zugleich.

"Die Kölnische Landstraße zieht sich fürchterlich", macht Gudrun Karbe den kritischen Punkt der Laufstrecke aus. Eintönig würde man ausschließlich geradeaus laufen. "Da ziehe ich doch glatt die Steigungen vor", sagt Karbe, kurz nachdem sie über die Ziellinie gelaufen ist. Die Schweinelauf-Medaille baumelt schon um ihren Hals. Mit jedem Schluck Wasser aus dem Plastik-Becher schwindet langsam die Röte aus ihrem Gesicht. "Wenn man den Lauf geschafft hat, fühlt man sich großartig."

Neben der jungen Frau drängen sich Simone und Tobias ans Ziel. "Wo ist Mama?" fragen sich Bruder und Schwester. Ihr Vater Tobias Ferber ist hochkonzentriert, blickt suchend in die Ferne. Will er doch das Zielfoto knipsen, wenn seine Frau Katja über die weiße Linie tritt.

Für Freizeit-Sportler ist der Schweinelauf eine Motivation, in der Woche öfter mal die Jogging-Schuhe zu schnüren. Denn der Letzte möchte ja niemand werden. Für Joachim Friese gehört der Sport wie selbstverständlich zu seinem Leben. Sechs Mal die Woche dreht der 68-Jährige seine Runden. "Mit dem Laufen habe ich vor zehn Jahren angefangen, als ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Ich wollte nämlich nicht zunehmen", sagt er.

Bei soviel eisernem Willen ist es kein Wunder, dass Friese als Nordic Walker die 11,6 Kilometer Strecke als Schnellster meistert und bei der Siegerehrung ganz oben auf dem Treppchen (zwei Wasserkästen mit einer Holzplatte) steht. Neben dem Pokal belohnt sich Friese mit seinem persönlichen "Doping": Bratwurst und eine Portion Pommes mit Majo. Das hat er sich verdient.

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