Wülfrather Bogensportzentrum: Mit Ruhe das Ziel im Visier

Samstag und Sonntag präsentiert das Team um Lars Lipke sich und seine Sportart im Studio an der Röntgenstraße.

Wülfrath. Die richtige Fußstellung finden, den Pfeil in die passende Position bringen. Dann den Bogen spannen, genau zielen oder sich auf die Intuition verlassen, dann den Pfeil loslassen. Bogenschießen ist kein Sport für Freunde von Schnellschüssen - Konzentration ist gefragt. "Man fokussiert sich auf das Ziel. Das ist eine sehr effiziente Entspannungsübung", sagt Lars Lipke - ruhig und unaufgeregt die Scheibe im Blick. Der Bogenschütze und Wing-Tsun-Experte leitet das neue Bogensportzentrum an der Röntgenstraße, das heute offiziell eröffnet wird.

"Man unterscheidet zwischen zwei Bogenarten", erklärt der Fachmann. Der Recurve-Bogen, auch traditioneller Bogen genannt, besteht aus Holz und Kunststoffen und setzt mehr Zugkraft voraus. "Man muss die Sehne mit eigener Muskelkraft halten", sagt Lars Lipke und schießt auf eine der acht Scheiben im neuen Heim des Bogensports. An der Röntgenstraße, wo früher die Wing-Tsun-Kampfschule ihre Schützlinge ausbildete, wird nun auf Scheiben und Kunststofftiere geschossen. Es soll die größte Bogensporthalle in NRW sein.

Die andere Bogenart, der Compound-Bogen, erinnert weniger an Robin Hood als an den Krieg der Sterne. Mit Zielmechanismen und Spulen, über die die Sehne gezogen wird, mutet der "moderne Bogen" futuristisch an. "Durch das Rollensystem muss der Schütze weniger Kraft aufbringen, um die Sehne zu halten. So kann er sich besser konzentrieren, die Trefferwahrscheinlichkeit steigt", weiß Lars Lipke. Der Sportler praktiziert das Bogenschießen seit er denken kann. "Es fasziniert mich, dass man das Sportgerät mit der eigenen Muskelkraft bedient. Bei anderen Schießsportarten ist das nicht so."

Im Selbstversuch ist zu verstehen, was der Profi unter "intuitivem Schießen" versteht. Im Vergleich verlässt man sich beim Recurve-Bogen mehr auf sein Gefühl, der Compound ist zielsicher, aber nicht ganz einfach zu bedienen.

Neben den Zielscheiben, deren Mitte der Bogen-Novize noch weitgehend fern bleibt, bietet das Zentrum auch das so genannte "3D-Schießen" an. Im Hinterhof des Gebäudes lässt sich zu diesem Zweck ein ganzer Zoo platzieren. Rehböcke, Wildschweine, für geübtere Schützen auch Waschbären und Eichhörnchen aus weichem Kunststoff fordern den Schützen, der sich auf einem Parcours durch das Gelände bewegt. "Hier muss man viel flexibler sein, weil man nicht gerade vor einer Scheibe steht. Außerdem ist hier die Herausforderung immer eine andere."

Im Training wollen Lars Lipke und seine vier Mitarbeiter den Bogendebütanten zunächst die Grundlagen beibringen, "später wird dann isoliert auf die Bedürfnisse der Sportler eingegangen". Auch Wettkampfteilnahmen schließt der Leiter nicht aus.

In der Halle können bis zu 16Schützen zeitgleich aktiv werden. "Es wird dann abwechselnd auf die acht Scheiben geschossen, natürlich so, dass keiner in die Schussbahn rennt", sagt Lipke. Ohnehin sei Bogenschießen ein Sport, der Verantwortung erfordere, aber auch schule. "Der Bogen ist keine Waffe, sondern ein Sportgerät. Ein abgeschlagener Golfball ist sicher gefährlicher."

Wer sich selbst ein Bild von Trainern, Anlage und Sportart machen will, hat Samstag und Sonntag, jeweils zwischen 10 und 16 Uhr auf der großen Eröffnungsveranstaltung Gelegenheit dazu. Das Sportzentrum lädt an der Röntgenstraße 9 zum Schnupperschießen für Kinder und Erwachsene ein.

"Wir bieten aber nicht nur Mitgliedschaften an. Auch Leute, die spontan kommen wollen, können bei uns schießen, sich auch Bögen leihen", sagt Lipke. Der Preis hänge dabei von der Nutzung der Anlage und dem Bedarf an Begleitung ab. Lipke: "Egal in welchem Fall, Bogenschießen ist kein teurer Sport."

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