Wülfrather Künstlerin: Bilder aus Asche und Mehl

Die Wülfrather Künstlerin Katja Wickert verarbeitet ungewöhnliche Materialien bei ihrer Mischtechnik.

Wülfrath. Es gilt als eines der beliebtesten Gedichte der Deutschen, Hermann Hesses „Stufen“. Die darin enthaltende Zeile „Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise“ hat Malerin Katja Wickert ein klein wenig abgewandelt und „Kaum bin ich heimisch“ als Titel für ihre erste Ausstellung im Foyer des Rathauses gewählt.

„Jede neue Arbeit ist ein Aufbruch, der Weg findet sich im Prozess und der Auseinandersetzung“, beschreibt die 47-Jährige nicht allein ihre künstlerischen Herangehensweisen. Sie ist nämlich nicht nur Absolventin der Freien Kunstakademie Essen, wo sie Meisterschülerin von Stephan Schneider war.

„Ich hatte lange nicht den Mumm, mich ganz auf die Kunst einzulassen.“ Also hat sie vernünftigerweise Pharmazie studiert, und als Apothekerin arbeitet sie auch jetzt noch. „Es ist immer wieder spannend, neue Bereiche kennenzulernen“, die vielen Gespräche mit Menschen über verschiedenste Themen empfindet sie als „interessant. Ich bin immer neugierig“.

Das weite Feld „Heilung, nicht per Medikament, sondern durch die Kraft in uns“, ist eines dieser Themen, mit denen sie sich gerne und intensiv auseinandersetzt. Als schönen Gegensatz zu den kommunikativen und intensiven Gesprächen empfindet sie die einsame Kunstarbeit, in der sie „vieles verarbeitet, auch wenn ich nicht bildlich arbeite. Es ist ein Riesenausgleich, so zwischen zwei Welten zu springen.“

Als Mischtechnik auf Leinwand oder Kunststoff zeigt die gebürtige Fuldaerin, die, wie sie sagt, mit ihrer Familie seit zwölf Jahren in Wülfrath heimisch ist, ein besonderes grafisches Element, den Kreis. „Zuerst habe ich kleine Holzobjekte gemacht. Dann kam ich an einen Punkt, an dem ich größer werden wollte.“ Und mit besonderen Materialien arbeiten.

Asche, Kalkmilch und Marmormehl sind ihre bevorzugten Stoffe. „Es ist kein Zufall, dass ich ausgerechnet sie benutze“, verweist sie auf die in Wülfrath und Umgebung vorhandenen Naturelemente.

„Ich bin ein absoluter Naturmensch“, beschreibt Katja Wickert sich selbst. „In null Komma nichts bin ich mit dem Hund in den Feldern“, andererseits liebt sie die Nähe zu Großstädten wie Düsseldorf und Köln wegen deren Kunst- und Kulturangebot.

Das von Nobelpreisträger Hesse in seinem „Stufen“-Gedicht beschriebene Gefühl von permanentem Aufbruch kennt sie gut. „Ich bin sehr oft umgezogen“, Sylt, Celle, Braunschweig und Regensburg gehören zu ihren Lebensstationen. Und acht im Hessischen verbrachte Jahre.

„Wir hatten da eigentlich alles, ein Haus, die ganze Familie — aber ich bin nicht heimisch geworden.“ Durch die vielen Umzüge ist ein „weit gestreuter Freundeskreis“ entstanden, auch diese weiten Bögen empfindet Katja Wickert als wohltuend und gut. Loslassen und die Dinge laufen lassen können, dann funktioniert nach ihrer Ansicht alles am besten. „Das habe ich mit zunehmendem Alter gelernt.“

Ihre Kunst ist ein langer Prozess, manchmal dauert es Jahre, ehe ein Bild fertig ist. Als Feuerprobe wird das Objekt dann zunächst zu Hause an die Wand gehängt, so als müsse es sich bewähren. Denn auch, wenn die großformatigen Kreis-Arbeiten einen durchaus dekorativen Aspekt haben, geht es doch um die Vermittlung von Inhalten. Beispielsweise immer wieder angstfrei in neue Lebenskreise, also Situationen, einsteigen zu können.

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