Zu teuer: Scotty muss ins Heim

Futter, Tierarztkosten, Medikamente: Manche Halter sind damit finanziell überfordert.

Kreis Mettmann. Scottys Zwinger ist der letzte auf der linken Seite eines langen Flurs. Kühl ist es hier und geschäftig. Ein paar Meter weiter ist eine Waschmaschine in Betrieb, andere Hunde laufen in ihren Käfigen hin und her.

Scotty aber schaut eher schüchtern aus seinem Körbchen hoch. Der kleine, goldbraune Dackel-Mischling ist erst seit wenigen Tagen im Hildener Tierheim. „Er ist ein netter Hund, ein wenig eingeschüchtert“, sagt Tierheimleiter Thomas Mielke.

Für neue Tiere bedeute die Heimumgebung stets eine Reizüberflutung, weil es so viele andere Tiere gibt und der Zwinger auch nicht das bekannte Wohnzimmer ist. „Natürlich gibt es hier auch menschlichen Kontakt und Streicheleinheiten, aber es ist nicht wie ein Zuhause“, sagt Mielke. „Wirklich zur Ruhe kommen die Tiere hier selten.“

Es gibt viele Gründe, warum Menschen ihre Tiere abgeben. Einer, der immer wieder genannt wird, ist das Geld. Wenn der Halter sich den Hund oder die Katze nicht mehr leisten kann, müssen sich die beiden im schlimmsten Fall trennen — so war es auch bei Scotty, den die Tochter des Besitzers zusammen mit einer Katze abgab.

„Das kommt immer wieder vor“, sagt Mielke. Dabei sei seltener das Futter das Problem. „Gravierend wird es, wenn das Tier krank wird.“ Denn die Kosten für Tierarzt und Medikamente können immens sein.

Manche Halter bringen ihr Tier dann gar nicht erst zum Arzt, sondern gleich zum Tierheim. „Wir sind da sehr vorsichtig geworden“, sagt Mielke. Erst in der vergangenen Woche habe jemand versucht, eine alte Katze abzugeben, weil sie inkontinent geworden war.

Diesen Halter habe man wieder weggeschickt. Manche versuchten auch, um die Abgabegebühr herumzukommen: Zwischen 55 und 110 Euro sind das, je nachdem, ob das Tier schon geimpft ist. „Die Leute sagen dann, sie hätten nichts, aber wir müssen ja auch unsere Kosten decken“, erklärt Mielke.

In wirklich ernsten Fällen unterstütze man aber die Besitzer auch schon mal mit Medikamenten, um eine Trennung von Mensch und Tier so lange wie möglich zu vermeiden. „Noch halten sich diese Fälle zum Glück in Grenzen, da auch andere Einrichtungen, wie Tiertafeln, helfen“, sagt Mielke.

Im Kreis gibt es solch eine Futterausgabe in Langenfeld. An jedem dritten Montag im Monat können bedürftige Tierhalter beim Verein „Pfotentisch“ Nahrung für ihre Tiere bekommen — nach Vorlage eines entsprechenden Nachweises, wie dem Hartz IV-Bescheid. „Etwa 60 Tiere werden hier versorgt“, sagt Leiterin Martina Seiler. Viele ihrer Klienten seien arbeitslos, „aber auch immer mehr Rentner sind dabei“.

Seinen Hauptsitz hat der Verein in Wuppertal. Dort werden fast 1200 Tiere versorgt. „In Langenfeld sind die Leute aber konservativer. Viele trauen sich nicht, zu uns zu kommen“, erzählt Vorsitzende Angelika Thomsen. Seit 2009 engagiert sie sich für bedürftige Tierbesitzer.

Mit einer solchen Resonanz hätte sie aber nicht gerechnet. „Wir sind ziemlich blauäugig an die Sache ‘rangegangen, hatten anfangs nur ein paar Dosen Futter.“ Eine großzügige Spende vor zwei Jahren habe geholfen, der großen Nachfrage nachzukommen.

Aber auch Angelika Seiler weiß, dass es allein mit Futterspenden nicht getan ist: „Ich wünschte, wir könnten einige Tiere kostenlos von einem Tierarzt behandeln lassen“, sagt sie. Doch da mache die Ärztekammer nicht mit.

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