Altkleider-Sammlung: Malteser in Sorge

Die Stadt steigt ins Geschäft ein. Eine Konkurrenz zu gemeinnützigen Einrichtungen sieht die Verwaltung nicht.

Altkleider-Sammlung: Malteser in Sorge
Foto: Lübke

Kempen/St. Hubert/Grefrath. Mit Altkleidern kann man Geld verdienen. Und wie dieses Geld verteilt wird, das sorgt für Diskussionen. Wie berichtet, steigt die Stadt Kempen zum neuen Jahr in die Sammlung ein und stellt eigene Container auf. Denn, so die Stadt, die öffentliche Sammlung von Alttextilien und Schuhen sei für Kommunen die einzige Möglichkeit, die gewerblichen Sammlungen zu unterbinden. Außerdem sollen die Abfallgebühren durch den Verkauf der Alttextilien gesenkt werden. Die neuen Container sollen im Januar aufgestellt werden. Die Stadt betont, dass die caritativen Sammlungen dadurch nicht beeinträchtigt werden sollen.

Für die Malteser in Kempen sind die alten Kleider ein wichtiges Mittel, um ihre gemeinnützige Arbeit zu stemmen. So wird mit den guten Stücken die Kleiderkammer gefüllt und mit den Erlösen aus dem Verkauf des Restes, zum Beispiel der Menü-Service oder die Sanitätsdienste unterstützt.

Jan Galli, Geschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes, hofft auf weitere Gespräche mit der Stadt und bedauert, dass man nicht im Vorfeld angehört wurde. Besonders mit Blick auf die Gemeinde Grefrath, die, statt selbst zu sammeln, die Malteser mit dieser Aufgabe betraut hat.

Für den Grefrather Bürgermeister Manfred Lommetz zeigt die neueste verwaltungsgerichtliche Rechtsprechung, dass man durch die kommunale Sammlung nicht verhindern könne, dass auch gewerbliche Akteure — zumindest von Privatgrundstücken aus — sammeln. Weil Lommetz außerdem den finanziellen Anteil, der letztlich bei der Kommune ankommt, für eher gering hält, sei es besser, wenn die Malteser sammeln, die in Grefrath mit dem Geld ihre Angebote finanzieren können.

Die Stadt Kempen sieht das anders. Die Verwaltung hat den Maltesern in der Thomasstadt aber zugesagt, dass es möglich ist, in Zukunft weitere Container aufzustellen und dass man im Gespräch bleibe. Über dieses „schöne Weihnachtsgeschenk“, freut sich Jan Galli. Man werde genau beobachten, wie sich die Einnahmen in diesem Bereich entwickeln. Die Malteser hoffen, dass die Bürger auch weiterhin ihre Altkleider für sie spenden. „Wir wollen damit Gutes tun“, sagt Galli.

Das wollen auch die Pfadfinder in St. Hubert, die ebenfalls gerne einen Container aufstellen würden. Zweimal im Jahr sammeln sie bereitgestellte Kleidersäcke ein und unterstützen mit den Einnahmen ihre Jugendarbeit. „So können zum Beispiel Kinder mit ins Sommerlager fahren, deren Familien nicht so viel Geld haben“, erklärt Helmut Heesen von den Pfadfindern.

Vor zwei Monaten habe man beim Ordnungsamt angefragt, ob man zusätzlich zu den Sammelfahrten auch einen Container aufstellen könne. „Man sagte uns, dass das auf einem städtischen Gelände nicht möglich ist, aber auf einem privaten Gelände würde es gehen“, so Heesen. Nun laufen Anfragen bei der Kirchengemeinde und bei Aldi. Auch den Parkplatz an der Schule oder am Kindergarten Bärenstark könnten sich die Pfadfinder als Standort vorstellen. „Wir sind sechs, sieben Leiter, die den Container auch regelmäßig kontrollieren würden“, erklärt Heesen. Hin und wieder gibt es an Sammelstellen nämlich Probleme, weil sie überquellen oder Müll abgelegt wird. Im Haupt- und Finanzausschuss, wo sich Heesen mit seinem Anliegen zu Wort meldete, sagte Bürgermeister Volker Rübo zu, dass man das Anliegen der Pfadfinder noch einmal prüfen werde.

In Zukunft liegt es also an den Bürgern zu entscheiden, ob sie ihre alte Kleidung spenden oder in den kommunalen Container werfen. „Es wird jedoch seitens der Stadt und des Abfallbetriebs des Kreises empfohlen, die Alttextilien nicht in gewerbliche Alttextilcontainer einzuwerfen“, so Stadtsprecher Christoph Dellmans.

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