Auf Napoleons Spuren

Der Nordkanal wurde nie fertig. Aber so bietet er heute eine Schleuse ohne Wasser.

Niederrhein. Dieser Wasserblick ist etwas ganz Besonderes: Man sieht nämlich gar kein Wasser. Dennoch kann man sich vom Standort Louisenburg verzaubern lassen. Viel Grün hat dort alte Mauern überwuchert. Zwischen den Mauern sollte es eigentlich Wasser geben. Denn dort sollte im Zuge des Nordkanals die Schleuse Louisenburg entstehen.

An diesem Platz hätte Napoleon seine helle Freude gehabt. 1809 hatte er begonnen, seine Vision vom Nordkanal umzusetzen: eine Wasserstraße zwischen Rhein und Maas. Der französische Kaiser wollte den lukrativen Schiffsverkehr an den Niederländern vorbeileiten. Deshalb ließ er den Kanal im Norden seines Territoriums bauen; von Neuss sollte er abzweigen, über Viersen und Herongen nach Venlo führen und die Verbindung zum französisch besetzten Seehafen Antwerpen schaffen.

Sechs Meter breit und 2,60 Meter tief sollte der Kanal sein. An seinen Rändern wurden Dämme aufgeschichtet, damit Pferde die Schiffe hätten ziehen können. Neun Schleusen sollten entstehen, um den Höhenunterschied zwischen Rhein und Maas zu überwinden.

An vielen Stellen wurde gebaut, doch nur eine Schleuse wurde fast fertiggestellt: die Louisenburg. 1811 wurden die Arbeiten für den Nordkanal eingestellt. Holland war als selbstständiges Königreich aufgelöst und Frankreich zugeschlagen worden. Napoleon brauchte keinen Nordkanal mehr gegen die widerspenstigen Niederländer.

Deshalb verkehrten nie Schiffe auf dem Kanal. An der Schleuse Louisenburg brummt es aber dennoch. Gleich nebenan auf der Bundesstraße 221 fährt Laster an Laster vorbei und bestätigt so auch 200 Jahre später, wie richtig eigentlich Napoleon mit seiner Idee zur Güterverbindung lag. Deshalb erinnert der Napoleonweg noch an den großen Feldherrn. Und in Erinnerung an Napoleons Vision gibt es heute die Fahrradroute entlang des ehemals geplanten Nordkanals.

Mehrere Radrouten kreuzen sich an der Schleuse. 11,3 Kilometer sind es bis Venlo, 1,5 bis Herongen. Nur 5,4 Kilometer entfernt liegen die Krickenbecker Seen mit vielen Freizeitmöglichkeiten von Museen bis zu Kutschfahrten. Und wer sich nach großer Wanderung oder Radtour abkühlen möchte, dem sei die Blaue Lagune empfohlen. Die bietet Strandbad, Wasserski oder Klettergarten. Mit ganz viel Wasser . . .

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