Fracking verunsichert Bürger

Besorgte Anwohner aus dem gesamten Kreis stellten Politikern in Brüggen Fragen zur umstrittenen Technologie.

Kreis Viersen. Die Gegner waren in der Überzahl, doch auch ein Befürworter meldete sich zu Wort: „Mein Appell ist, Fracking nicht von vornherein abzulehnen“, sagte Julius Louven. Auch wenn der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete aus Kempen die Runde „ein bisschen provozieren“ wollte, blieb die Diskussion zum Thema „Fracking: Mehr Risiko als Chance?!“ in der Brüggener Burggemeindehalle sehr sachlich. Zu sehr einte die meisten Teilnehmer die Furcht vor einer umstrittenen Technologie, als dass sie sich auf einen politischen Disput einlassen wollten.

Eingeladen hatte die CDU im Kreis Viersen. Gekommen waren rund 50 vielfach sehr besorgte Bürger. „Müssen wir befürchten, dass eines Tages eine Firma anrückt und mit Bohrtürmen unser Land besetzt?“ wollte etwa Bauer Konrad Steger aus Hinsbeck wissen. „Gegen Ihre Zustimmung kann niemand Ihr Land betreten“, erklärte Josef Houvenjürgen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag war als fachkundiger Gast gekommen. Er schränkte aber ein: „Man kann durchaus Planungen über jedes Grundstück fortschreiben.“

Genau daran entzündeten sich die Fragen, die viele Zuhörer bewegten: Dürfen Konzerne irgendwann auch gegen den Bürgerwillen Bohrungen vornehmen? Und Welche Auswirkungen auf das Grundwasser hat Fracking? Bei der Technik wird unter Einsatz von Chemikalien Gas mit Hochdruck aus Erdschichten gefördert.

Bauern würden streng kontrolliert, wie sorgsam sie mit dem Wasser umgehen, sagte Peter Joppen, Landwirt aus Tönisvorst: „Aber wer kontrolliert in 3000 Metern Tiefe, wie sich Fracking aufs Wasser auswirkt?“

„Wir wissen derzeit nicht, wie die Bodenschichten reagieren“, räumte Houvenjürgen ein. Deshalb sei die NRW-CDU gegen Fracking. In anderen Bundesländern sei noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Und um Niederländer von etwaigen Fracking-Plänen abzubringen, müssten die Europa-Politiker sensibilisiert werden.

Neueste Meldungen, das Unternehmen Exxon habe nach eigenen Angaben einen neuen, ungefährlichen Gascocktail für den Einsatz beim Fracking entwickelt, mochte im Saal niemand so recht glauben — außer Louven: „Man sollte Exxon wenigstens eine Chance geben“, riet er. Dem widersprach Houvenjürgen unter Beifall: „Fracking ist derzeit mehr Risiko als Chance.“

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