Glück auf: Alles Gute für 2013!

Die WZ wünscht in diesem Jahr per Bergmannsgruß ein gutes Neues — mit Erinnerungen an den Kohleabbau in der Zeche Niederberg in Tönisberg.

Kreis Viersen. „Glück auf!“ Den Bergmannsgruß kennt wohl fast jeder. Und so mancher verwendet ihn auch zum Jahreswechsel. Doch was bedeutet er? „Damit ist der Wunsch verbunden, dass der Bergmann wieder unversehrt das Tageslicht erblickt“, berichtet ein pensionierter Bergmann, der auf der Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn und Tönisberg gearbeitet hat. Kohle wurde früher nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch am Niederrhein abgebaut.

„Der Tönisberger Schacht der Zeche Niederberg war von 1962 bis 1968 in Betrieb“, berichtet der Rentner. Kohle wurde über den Zechenturm, ein Wahrzeichen Tönisbergs, allerdings nicht gefördert. „Dort sind Bergmänner eingefahren. Die Kohle wurde auf Vluyner Gebiet abgebaut.“

In der 70er Jahren wurde nur kurz unter Tönisberg abgebaut. 900 Mann sind in drei Schichten im Bergdorf, das heute zur Stadt Kempen gehört, eingefahren. In 500 Metern Tiefe wurde rund um die Uhr gearbeitet.

Das war nicht ungefährlich. Sonst hätte man den Kumpeln schließlich nicht „Viel Glück“ auf dem Weg zur Arbeit gewünscht. „In früheren Jahrhunderten gab es oft Todesopfer. Aber auch im 20. Jahrhundert sind viel zu viele Kumpel bei Unglücken gestorben“, so der Ex-Bergmann. Auch in Tönisberg: 1967 fielen fünf Kumpel einem Streb-Bruch unter Tage zum Opfer. „Das war eine schlimme Tragödie. Ein harter Schlag.“

In früheren Zeiten war der Abbau der Kohle ein Riesengeschäft. Besonders lukrativ war es in der Zeche Niederberg. „Das lag daran, dass hier Anthrazit-Kohle zu finden war“, berichtet der frühere Arbeiter. „Die war besonders kohlenstoffhaltig, hatte die meiste Energie und sorgte beim Heizen für wenig Qualm.“ Ideal also für Häuser und Wohnungen. „Selbst dem Teufel heizen wir ein. Mit Anthrazit vom Niederrhein“ lautet ein Spruch aus den 60er Jahren.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich der Abbau in Niederberg endgültig nicht mehr gelohnt. Unter anderem wegen Umweltschutzbestimmungen — Anthrazit-Kohle ist sehr stickstoffhaltig. Die Ruhrkohle AG legte die Zeche Niederberg 2001 still.

Ein Schicksal, dass inzwischen die meisten Zechen in Deutschland geteilt haben, jüngst in Kamp-Linfort. Nur noch drei Bergwerke gibt es bundesweit — alle im Ruhrgebiet. „Die Entwicklung macht viele Kumpel wehmütig“, sagt der Tönisbeger. Vor allem, weil die Bergmanns-Zunft auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblickt. „Bergmänner waren schon immer stolz. Und haben sich nicht gerne reinreden lassen.“

Auch nicht von der katholischen Kirche: Die bezweifelte in früheren Jahrhunderten, ob die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, überhaupt gelebt habe, und strich sie aus dem Namenstags-Kalender. Die Kumpel standen aber zu ihrer Patronin. Ihr Namenstag am 4. Dezember wurde weiter gefeiert. „Die Heilige Barbara war immer ein wichtiger Halt für die Bergleute“, sagt der Rentner. In jeder deutschen Zeche gab und gibt es Bilder und Figuren von ihr. Auch in Tönisberg: Da hängt sogar eine Statue an der Antonius-Kirche.

Und wie sieht es mit dem Jahreswechsel aus? Gibt es da auch Bergmanns-Traditionen? „Nichts besonderes“, berichtet der Tönisberger. Zum Leben eines Bergmanns gehörte auch, dass in der Neujahrsnacht gearbeitet wurde. „Es wurde zwar keine Kohle gefördert. Aber auf der Zeche musste eine kleine Besetzung immer Dienst tun. Zum Beispiel im Kraftwerk, das konnte man ja nicht einfach abschalten.“ Ein kurzer Gruß zum neuen Jahr. Das war’s. In diesem Sinne: Glück auf: Alles Gute für 2013!

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