Konzert in Oedt An der Niers funktioniert Kölschrock

Brings legen in Oedt ein fulminantes Konzert hin. Und beweisen, dass sie eine Berufung zur Rampensau haben.

Konzert in Oedt: An der Niers funktioniert Kölschrock
Foto: Kurt Lübke

Oedt. Kölschrocker am Niersufer und im Herzen des Altbierlandes? Spätestens seit Freitagabend ist klar: Das passt. Mit einer furiosen Show sorgen Brings für beste Stimmung bei den gut 1800 Besuchern auf dem Kirmesplatz. Zur ausgelassenen Atmosphäre beim Open-Air trägt natürlich auch das optimale Spätsommerwetter bei. Auf der Bühne präsentieren sich die Stimmungsgaranten aus der Domstadt bestens aufgelegt.

Um das Publikum in Fahrt zu bringen, brauchen die routinierten Musiker, die im nächsten Jahr 25-jähriges Bandjubiläum feiern, nur wenige Gitarrenriffs. Danach heißt es rund zweieinhalb Stunden Klatschen, Tanzen, Schunkeln. Die Fans, unter denen alle Altersklassen vertreten sind, machen das Konzert zu einem echten Heimspiel für die Domstädter. Viele tragen Hüte, Krawatten und Röcke in der für die Band typischen roten Karo-Optik.

Mit ihren Songs zeigen Brings, dass sie mehr sind als eine reine Partyband. Sie besingen die gesamte kölsche Emotionspalette. Von der Rosenmontags-Euphorie mit bekannten Mitsing-Hits wie „Hallelujah“ bis zur Aschermittwochs-Melancholie vertreten durch Rockballaden wie „Rään“. Höhepunkt ist selbstverständlich die „Superjeilezick“. Hier leben Sänger Peter Brings, Gitarrist Harry Alfter und Bassist Stephan Brings ihre Berufung zur Rampensau voll aus. Unter dem Jubel des Publikums toben sie kreuz und quer über die Bühne.

Absoluter Hingucker ist die Bühnengestaltung. Neben der üblichen Lichtshow, Feuerwerk und Kunstnebel ist hinter der Band eine riesige Videowand. Zu jedem Song wird eine passende Animation eingespielt. Bei „Man müsste noch mal 20 sein“ gibt es schwarz-weiß Aufnahmen aus der Zeit, in der der Kölner Karneval noch ausschließlich aus Uniformen und nicht aus Kostümen bestand. Bei „Su lang mer noch am Lääve sin“ laufen im Hintergrund Fotos bekannter Verstorbener, von Gandhi über Che Guevara bis zu Dirk Bach.

Zwischenzeitlich zeigen Brings eine politische Seite, die sonst in ihrer öffentlichen Wahrnehmung als Karnevalstruppe kaum zur Geltung kommt. Band-Leader Peter Brings appelliert für Offenheit gegenüber Flüchtlingen. Er wisse, dass einige Deutsche Ängste hätten, meint aber auch: „Ich glaube uns ist manchmal gar nicht klar, wie gut es uns hier geht.“ Der Titel „Abel & Kain“ ist eine Anklage der Gewalt im Nahen Osten.

Zu den Textzeilen wie „Hat es Dich um Deinen Schlaf gebracht“ sind auf der Leinwand Videos des IS-Terrors, von Luftschlägen und Explosionen zu sehen. Der fraglos harte Bruch zurück zu Partyhits, in denen es wieder um „Danze, Fiere und Karneval“ geht, ist für Band und Fans kein Problem. Denn nirgends liegen Freud und Leid bekanntlich so nah zusammen wie in Kölle.

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