Bauernregeln: Von tieffliegenden Schwalben und Bestrafungen Gottes

Bauernregeln standen im Mittelpunkt einer Tour an der Dorenburg.

 Bauernregeln: Von tieffliegenden Schwalben und Bestrafungen Gottes
Foto: Friedhelm Reimann

Grefrath. Eine Wettervorhersage zu erhalten, ist heutzutage sehr leicht. Meteorologen bestimmen Temperaturschwankungen auf die Stunde genau; abrufbar sind die Werte zu jeder Zeit über das Internet. „Das war früher deutlich schwieriger“, weiß Dieter Schommer (72) vom Freilichtmuseum. Im ständigen Bestreben, eine erfolgreiche Ernte zu verzeichnen, vertrauten Bauern für ihre Voraussage einst auf langjährigen Beobachtungen des Wetters, die in Form von Reimen festgehalten wurden: den sogenannten „Bauernregeln“.

Diese Regeln und damit verbundene Wetterbräuche standen jetzt im Mittelpunkt eines Familienprogramms im Freilichtmuseum. Schommer führte 14 Teilnehmer mehr als eine Stunde lang über das Außengelände.

Dabei verwies er zunächst auf die lange Tradition der Wettervorhersage: Schon in der Bibel wurde Morgenrot als Hinweis auf eine schlechte Wetterlage gedeutet; Abendrot hingegen war ein Zeichen für gutes Wetter am Folgetag. Später wurden Tiere wie Schwalben oder Frösche für die Voraussage herangezogen. „Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen“, zitierte Schommer eine bekannte Regel.

Diese ist wahr: Kurz bevor es regnet, nimmt die Luftfeuchtigkeit zu und der Wind fegt durch Bäume und Büsche. Dies macht Insekten zu schaffen und sie fliegen tiefer. Um genügend Nahrung zu erhalten, sind die Schwalben folglich gezwungen, es ihnen gleichzutun.

Der Spruch „Weiden soll man meiden, Buchen soll man suchen“ zum Schutz vor Gewitter hingegen hat sich längst als Irrtum herausgestellt, schlägt der Blitz doch stets im höchsten Punkt ein.

Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer von den altertümlichen Wetterbräuchen, mit denen ein Unwetter abgewendet werden sollte. Blitz und Donner wurden als Bestrafung durch Gottheiten angesehen. Vertrieben werden sollten sie durch Gebete aus einer speziellen Litaneien-Sammlung ebenso wie durch gewaltigen Lärm. „Die Küster mussten im Sommer immer bereit sein, die Kirchenglocken zu läuten“, erzählte Schommer. „Es war sehr schwer, die Menschen später davon zu überzeugen, dass dieser Krach nicht hilft.“

Schommers Programm basierte auf Ausarbeitungen von Museumspädagoge Kevin Gröwig. Die Teilnehmer konnten sich von Beginn an beteiligen: Sie erhielten drei Karten in verschiedenen Farben, mit denen sie ihre Einschätzung zum Wahrheitsgehalt der jeweiligen Wetterregel zeigen sollten.

„Es ist gut, sich auch heute noch mit dieser Kultur von früher auseinander zu setzen“, bewertete Teilnehmerin Dominique Walraevens (24). „Man erhält so einen guten Eindruck davon, wie die Menschen am Niederrhein gelebt haben.“

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