Bei Johnson Controls zittern die Mitarbeiter weiter

Die Ungewissheit bleibt: Auch die Betriebsversammlung am Montagnachmittag brachte keine klare Aussage zur Zukunft des Grefrather Standortes.

Grefrath. Die Hängepartie beim Automobil-Zulieferer Johnson Controls geht weiter. Auch bei der gut zweistündigen Betriebsversammlung am Montag mussten die Mitarbeiter — fast alle 330 waren im ehemaligen Entwicklungszentrum erschienen — auf eine klare Aussage zur Zukunft ihres Standortes verzichten.

Johnson-Geschäftsführer Johannes Lambertus Hendriks berichtete über die gute Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe und dass sich durchaus tragfähige Möglichkeiten ergeben könnten. Eine abschließende Entscheidungsvorlage für Bill Jackson, den Chef der Interiors-Sparte in der Firmenzentrale in den USA, werde am 1. Februar versendet. Eine Entscheidung sei dann innerhalb von zwei Wochen möglich. Hierbei geht es um Teile für den Opel Astra, die ursprünglich an einen anderen Standort produziert werden sollten.

Doch das reiche nicht aus, bekräftigte gestern die Grefrather Betriebsratsvorsitzende Ute Wiegmann. Es gehe um eine politische Entscheidung und dafür reichten die Fakten, die die Arbeitsgruppe bisher ermittelt habe. Sie kritisierte, dass entgegen der Aufforderung des Vorstands in den USA nicht alle Konzernbereiche mit Hochdruck an der Lösungsfindung mitarbeiten und die Diskussionen verschleppen würden.

Besonders erbost war Ute Wiegmann darüber, dass der Europa-Chef für die Produktion sich zunächst für die gestrige Versammlung angekündigt, dann aber doch kurzfristig abgesagt hatte. Deshalb ließ die Betriebsrats-Vorsitzende die Anwesenden eine Minute schweigen, um der „Nichtrede“ von Edgar Prado zu lauschen. Anschließend gab sie eine Auszeichnung an Geschäftsführer Hendriks zurück, den die Mitarbeiter für ihren Einsatz bei dem mittlerweile abgezogenen BMW-Auftrag erhalten hatten.

Jörg Esser von der Industrie-Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), der auch im Aufsichtsrat von Johnson sitzt, machte deutlich, dass es eine Verlängerung der laufenden Standortsicherungsvereinbarung nur geben könne, wenn es eine positive Entscheidung aus den USA für Grefrath gebe. Entsprechende Verhandlungen werden von Johnson angestrebt, hatte Esser mitgeteilt.

Andernfalls prüfe man die Konsequenzen einer Rückabwicklung. Dabei geht es um Leistungen, die die Grefrather Mitarbeiter seit 2009 erbringen: Dazu gehört unter anderem, dass 40 statt 38 Stunden pro Woche gearbeitet wird — ohne Lohnausgleich. Zudem wurden Lohnsteigerungen vereinbart, die ein bis einhalb Prozent unter den in der Branche üblichen liegen.

Esser: „Die Mitarbeiter haben seit 2009 Arbeitszeit im Wert von rund acht Millionen Euro eingebracht.“ Und zwar unter der Bedingung einer Wachstumsstrategie für Grefrath. „Ein weiteres Spielen auf Zeit ist der Mannschaft nicht mehr zu verkaufen.“ Betriebsrat und Gewerkschaft würden weiter an die Zukunftsfähigkeit des Standortes glauben. Deshalb werde mit der „Task Force“ genannten Arbeitsgruppe an einem Zukunftskonzept gearbeitet.

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